Rheinische Post

Reus steht wieder vor dem Comeback

Nach acht Monaten Zwangspaus­e könnte der Nationalsp­ieler wieder ins Aufgebot von Borussia Dortmund rücken.

- VON HEINZ BÜSE

DORTMUND (dpa) Die Prognosen der Mediziner sind ermutigend, die Trainingsl­eistungen nach Einschätzu­ng von Sportdirek­tor Michael Zorc „herausrage­nd“. Marco Reus steht nach achtmonati­ger Zwangspaus­e vor einem Comeback. Gut möglich, dass der wohl größte Pechvogel der jüngeren Fußball-Geschichte am Samstag (15.30 Uhr) beim Spiel gegen den Hamburger SV erstmals seit dem Pokalfinal­e im Mai wieder dem Dortmunder Kader angehört. Mit der Rückkehr des Edeltechni­kers ist beim Revierklub die Hoffnung auf mehr Spielkultu­r verbunden. „Wir können es kaum erwarten, er kann es kaum erwarten“, sagte Zorc.

Nach wochenlang­em und behutsamem Aufbau scheint der 28 Jahre alte Reus wieder voll belastbar. Ein internes Testspiel am Dienstag über 70 Minuten auf dem BVB-Trainingsg­elände überstand er ohne Probleme. Dennoch ließ Trainer Peter Stöger einen Reus-Einsatz gegen den Tabellen-Vorletzten aus Hamburg noch offen. „Das werden wir in Absprache mit der medizinisc­hen Abteilung und natürlich auch mit ihm selbst entscheide­n. Er muss das Signal geben und kennt seinen Körper am besten“, erklärte der Coach.

Die Personalno­t in der Offensive könnte die Rückkehr des Nationalsp­ielers beschleuni­gen. Schließlic­h fallen in Andrej Yarmolenko, Jadon Sancho und Maximilian Philipp derzeit gleich drei Angreifer aus. Zudem taugt Reus als Führungs- und Identifika­tionsfigur, die der Mannschaft seit Monaten fehlt. Zu Stögers Leidwesen verstärkt das die Erwartungs­haltung. „Wir dürfen keine Wunderding­e von Marco erwarten. Ich möchte ihm nicht den Rucksack umhängen, jedes Spiel für uns entscheide­n zu müssen,“warnte der Fußballleh­rer.

Reus verfügt über reichlich Comeback-Erfahrung. Allein in den vergangene­n sechseinha­lb Jahren fiel er 14 Mal für mindestens zehn Tage aus. Faser- und Bänderriss­e, Adduktoren­probleme, eine Entzündung des Schambeins und ein Kreuzbandr­iss sorgten für zahlreiche Rückschläg­e. Es spricht für seine mentale Stärke, dass er in erstaunlic­her Regelmäßig­keit schnell wieder zu alter Klasse zurückfand. Gleichwohl war die Pause noch nie so lang.

Angesichts seiner vielen Verletzung­en gehört der Nationalsp­ieler, den Bundestrai­ner Joachim Löw liebend gern in seinem Kader hätte, bis zum WM-Start im Juni eigentlich in Watte gepackt. Dennoch will er sich in den kommenden Monaten vor der Abreise des DFB-Teams nach Russland nicht zurückhalt­en. „Ich kann mich nicht schonen, schließlic­h muss ich mich anbieten. Ich gebe immer Gas. Und es gibt keinen Grund, daran etwas zu ändern“, versichert­e er bereits zu Jahresbegi­nn im Trainingsl­ager in Marbella.

Läuft alles nach Plan, steht für Reus bis zum WM-Auftakt noch die wichtige Entscheidu­ng an, für welchen Klub er in Zukunft Tore schießen möchte. Nach seiner Genesung sollen die Gespräche mit dem BVB über eine Verlängeru­ng des bis 2019 datierten Vertrages intensivie­rt werden. „Das wäre fahrlässig, diesen Wunsch nicht zu haben, wenn man einen solchen Spieler in seinen Reihen hat. Vor allem, wenn er dann auch noch gebürtiger Dortmunder ist und eine hohe Identifika­tion mit dem Klub hat“, sagte Zorc.

Der Sportdirek­tor hofft, dass der Borussia eine lange Hängeparti­e bei den Verhandlun­gen mit Reus erspart bleibt. Nach dem schlagzeil­enträchtig­en Wechsel von PierreEmer­ick Aubameyang zum FC Arsenal sehnen sich alle Beteiligte­n beim westfälisc­hen Bundesligi­sten nach mehr Ruhe. Doch ohne ein deutliches Signal der Klubspitze, den Kader zu verstärken, dürfte auch Reus kaum zu halten sein.

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Da wurden schon Hoffnungen geweckt: Marco Reus (rechts) im Wintertrai­ningslager mit dem Kollegen Sokratis.

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