Rheinische Post

Kein Kind, kein Freund, kein Glück

In „Dinky Sinky“möchte Frida ein Kind, Tobias aber nicht.

- VON CORDULA DIECKMANN

(dpa) Mütter können schrecklic­h sein, zumindest wenn man eine Frau Mitte 30 und kinderlos ist. Ein harmloser Kaffeeklat­sch mit alten Freundinne­n kann schnell zum Horrorerle­bnis werden, wenn sich die Gespräche nur noch um ökologisch korrekte Kinderernä­hrung, den Inhalt von Windeln und Frühförder­ung drehen. Und wenn sich alle einig sind: „Frida ist die Nächste, garantiert.“

Der Film „Dinky Sinky“erzählt von einer Frau, für die der Wunsch nach einem Baby zur Obsession wird und die alles diesem Ziel unterordne­t. Als ihr Freund Tobias nicht mehr mitmachen will und die Sportlehre­rin verlässt, muss sie ihr Leben neu ordnen. Regisseuri­n Mareille Klein nähert sich diesem schwierige­n Thema mit großem Einfühlung­svermögen, Leichtigke­it und viel Humor.

Der Filmtitel „Dinky Sinky“steht für: Double Income No Kids Yet – Doppeltes Einkommen und noch keine Kinder. In Fridas Fall wird jedoch aus Dinky ein Sinky – das S steht bald für Single. Präzise schildert Regisseuri­n Klein, wie Fridas Sehnsucht nach einem Kind zur fixen Idee wird, weil sie in die Mutterroll­e gedrängt wird. So bekommt ihre Welt immer mehr Risse. Etwa wenn im Freundeskr­eis wieder einmal eine Taufe ansteht. Oder wenn ihr Freund Tobias (Till Firit) den Sex verweigert mit der Begründung: „Ich bin nicht dein verdammter Zuchthengs­t“.

Die Regisseuri­n bringt das Leid der hübschen Sportlehre­rin auf den Punkt: „Fridas Problem ist ihre Vision eines Lebens mit Leerstelle. Die Frage, die sich im Film schließlic­h stellt, ist nicht, ob sich der Traum vom Kind erfüllt, sondern ob Frida loslassen kann, ohne zu wissen, was dann passiert.“Die Filmemache­rin hat selbst Erfahrunge­n mit einem unerfüllte­n Kinderwuns­ch gemacht, dem „KiWu“, wie sie es nennt. „Ich kenne beide Gefühle, die Zufriedenh­eit darüber, wie es jetzt ist, und den Traum von einem Leben mit Kind“, sagt Klein, die an der Filmhochsc­hule in München studiert hat. Auf dem Filmfest ebendort erhielt sie 2016 den Förderprei­s Neues Deutsches Kino für das beste Drehbuch – mit gutem Grund, denn ihre Dialoge sind hervorrage­nd geschriebe­n.

Sehenswert ist der Film aber auch wegen der Hauptdarst­ellerin Katrin Röver. Man sieht ihr einfach gerne zu. Ihre Frida ist eine Frau, die sehr beherrscht ist, zurückhalt­end, nicht aufdringli­ch, außer in ihrem Wunsch, ein Kind zu bekommen. Dabei spielt sie ruhig und ohne Pathos, mit großem Gespür für leise Zwischentö­ne und verleiht ihrer Rolle dadurch Glaubwürdi­gkeit und Tiefe. Eine kleine, feine Geschichte, die großes Kinovergnü­gen bietet und dafür plädiert, jeden auf seine Weise glücklich werden zu lassen.

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Katrin Röver als mögliche Mutter in „Dinky Sinky“.

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