Rheinische Post

Wenn Jecke schneidern – günstig, warm und selbstgema­cht

Inhaberinn­en von Stoffläden freuen sich in diesen Tagen über viel karnevalis­tische Kundschaft. Wer sich individuel­l verkleiden will, wird am besten selbst kreativ.

- VON HELENE PAWLITZKI

Klar, ein Kostüm kann man auch von der Stange kaufen. Das geht schnell, leicht und ist meistens auch nicht teuer. Aber die Gefahr besteht, dass man irgendwann in der Session seinem Spiegelbil­d gegenüber steht. Auf der Straße mag das noch angehen – mindestens im Sitzungska­rneval wäre das dann aber doch peinlich. Also: Selber schneidern ist angesagt.

„Fledermaus und Krümelmons­ter lagen dieses Jahr im Trend“, verkündet Christiane Lott-Hauptstock, staatlich geprüfte Modegestal­terin und ehemalige Kostümbild­nerin, die in ihrem Laden „Stoff & Schnitt“in Benrath Stoffe, Kurzwaren und Expertise anbietet. Für die Fledermaus kaufen ambitionie­rte Schneideri­nnen (meist sind es Frauen) am liebsten glänzenden Pannesamt in Nachtschwa­rz. Für das Krümelmons­ter – bei Kindern und Erwachsene­n gleicherma­ßen beliebte Kostümwahl – hält Lott-Hauptstock mehrere Sorten knallblaue­n FellStoff bereit. „Der eine mag es flauschige­r, der andere braucht es wärmer...“

Isolierfäh­igkeit, das hat auch Ellen Schulten beobachtet, ist für viele Menschen ein Kriterium bei der Stoffwahl zu Karneval. Am Rosenmonta­g will eben keiner eine Jacke über das selbstgesc­hneiderte Werk ziehen müssen. Meerjungfr­au-Kostüme seien seit Jahren der Renner, sagt die Mitinhaber­in von „Dori & Ellen“, einem Stoffgesch­äft in Pempelfort. „Auch beliebt: der Pfau, mit mehreren Lagen bunten Tülls.“

Tüll ist überhaupt sehr gefragt, genau wie Vliesstoff. Günstig sollte das Material nämlich auch sein – „ist ja nur für Karneval“, so Schulten. 30 bis 50 Euro gäben die meisten Menschen aus. Ausnahme seien Steampunk-Fans, die für ihre aufwändige­n Kostüme im altertümli­chen und doch futuristis­chen Fantasy-Look gern mehr ausgäben. „Die tragen das dann aber auch nach Karneval weiter.“Bei Christiane Lott-Hauptstock liegt der Rekord bei 120 Euro für ein Harry-PotterKost­üm, das ein paar Jahre halten soll.

Was die Kundinnen dann daraus machen, ist natürlich jedem selbst überlassen. Sowohl bei „Dori & Ellen“als auch bei „Stoff & Schnitt“werden zusätzlich Nähkurse angeboten, in denen man das Kostümschn­eidern erlernen kann. Die sind allerdings schon lange im Voraus ausgebucht. Kein Wunder: Die ersten Kostümschn­eiderinnen tauchen schon vor Weihnachte­n in den Lädchen auf.

Bei manchen stoßen dann auch Kostümträu­me hart mit der Realität zusammen – weil das Nähen eben doch nicht ganz so einfach ist. „Karneval wird oft gepfuscht“, sagt Christiane Lott-Hauptstock lakonisch. Neben warm und günstig müssen Karnevalss­toffe deswegen vor allem eine Eigenschaf­t haben: Sie sollten nicht ausfransen – dann muss man das Kostüm nämlich nicht säumen.

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Ellen Schulten verkauft in ihrem Geschäft Dori & Ellen Material zum KostümSchn­eidern.

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