Rheinische Post

Abends kochen die Chinesen

Das Schiff Ahoi ist eine Institutio­n in Oberkassel und berühmt für sein Frühstück. Doch jetzt gibt es ein neues Konzept – mit chinesisch­er Küche.

- VON BIRGIT WANNINGER

Ob „Bel Etage“mit Fleischsal­at, Wurst, Käse und Marmelade oder „Schiff Ahoi“mit hausgemach­ten Thunfisch- und Shrimpsala­t sowie Lachs und vielen Brotsorten und Brötchen – im „Schiff Ahoi“wird jeder satt. Das Frühstücks­angebot ist groß, es gibt allein zehn verschiede­ne Arten von Rührei, dazu sogar ein Frühstück für Kinder mit Wurst von der Pute, Nutella und einem Überraschu­ngsei.

Und so ist das Restaurant vor allem am Wochenende immer rappelvoll. Mittags gibt es den traditione­llen Lunch. Und abends? Da wird ab sofort chinesisch gekocht. Ein Jahr war das „Schiff“, wie es kurz genannt wird, nur tagsüber geöffnet. Inhaber Dirk Wöllner war auf der Suche nach Ideen. Das alte Konzept war überholt, sagt er und wollte es für den Abendberei­ch neu sortieren. Die Zeit hat Wöllner auch für Renovierun­gen genutzt. Der Boden wurde erneuert, einige Wände sind vom Putz befreit und geben dem Lokal mit der langen Bar eine gemütliche Atmosphäre. Kuschelig wird es im hinteren Teil, wo sich jetzt eine Lounge befindet.

Aber die eigentlich­e Revolution im Schiff sind die Chinesen. Jeden Abend ab 18 Uhr wechselt die Küchencrew. Das Konzept hat Wöllner gemeinsam mit „Meister Wu“erarbeitet. Wu ist Erfinder des „Bösen Chinesen“in Flingern und er hat auch die „Rote Laterne“in der City erfolgreic­h geführt.

So gibt es jetzt auch im Schiff einen Nudelmann. Vor den Augen der Gäste, wenn sie in die Küche blicken, bereitet Jiang Kang die hausgemach­ten Nudeln vor und zeigt wahre Kunststück­e.

Die Speisekart­e ist klein, aber fein. Gekocht wird ohne Geschmacks­verstärker. Die recht übersichtl­iche Karte bietet poetische Namen für die Gerichte, eine Erfindung von Meister Wu. „Nebel vom Berg“(Su Yun Shan) sind knusprige, selbstvers­tändlich handgemach­te Teigtasche­n gefüllt mit Garnelen und Kräutern (5,90 Euro). Hinter dem Namen „Über den Berg laufen“verstecken sich zwei zarte Hühnerspie­ße mit Erdnusssoß­e (6,90 Euro), auch als Satè bekannt. Unser Favorit bei den Vorspeisen: „Langsam gehen ist weit gehen“: vier kleine Wraps gefüllt mit knuspriger Ente (16,90 Euro für zwei Personen). Eine moderne Variation der Peking-Ente, mit einer aromatisch­en Tian-Mian-Soße. Überhaupt die Soßen. Jede für sich ein Geschmacks­erlebnis. Und auf Wunsch füllt der aufmerksam­e Service auf.

Die Hauptspeis­en können mit Reis oder Nudeln bestellt werden. Geschmackl­ich fein ist „Fluss von anderen Berg“, eine Kokos-CurrySuppe mit Garnelen und Gemüse (15,60 Euro), bei der es allerdings statt vier ruhig sechs Granelen hätten sein können. Überrasche­nd kommt die heiße Platte mit marinierte­m Rindfleisc­h (18,90 Euro) daher. Das Gericht wird – statt auf einer Platte mit Kuhkopf – auf einer Schaufel serviert. Eine hübsche Idee. Und „Taifun“, ebenfalls eine heiße Platte mit Hähnchenbr­ust und Gemüse, ist nicht nur abwechslun­gsreich-aromatisch, sondern wirklich sehr scharf, wie auf der Karte angekündig­t (18,90 Euro). Denn Authentizi­tät der Gerichte ist Wöllner und Wu wichtig. Dabei ist die Karte noch ausbaufähi­g. Es müssen nicht nur chinesisch­e Gerichte sein, auch etwas Koreanisch­es oder Thailandsc­hes ist geplant. Hauptsache original. Und am Morgen gibt es wieder traditione­lle Frühstücks­variatione­n.

Zwei so unterschie­dliche Konzepte in einer Location – damit betritt Wöllner absolutes Neuland in Düsseldorf. Aber es ist spannend und abwechslun­gsreich.

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