Rheinische Post

Platzt bald die Immobilien­blase?

Die Bundesbank geht davon aus, dass Wohnungen in Düsseldorf rund 30 Prozent überbewert­et sind. Ein Wissenscha­ftler zieht Parallelen zu den Immobilien­blasen in den USA und Spanien. Makler sehen das anders.

- VON THORSTEN BREITKOPF UND OLIVER WIEGAND

Die Bundesbank geht davon aus, dass Wohnungen in Düsseldorf zu rund 30 Prozent überbewert­et sind.

Wer in Düsseldorf ein Haus kaufen möchte, kann sich auf eine lange Suche gefasst machen. Zu Preisen ab einer Million Euro gibt es genug Villen und Landhäuser im Angebot. Doch was ist mit bezahlbare­m Wohnraum für Familien mit Kindern? Wer die Angebote durchstöbe­rt, landet schnell auf dem Boden der Tatsachen. 345.000 Euro für ein zuletzt im Jahr 1983 saniertes Reiheneckh­aus im Osten der Stadt? Schon auf den Fotos kann man erkennen, dass man dort noch mal einen mindestens sechsstell­igen Betrag in die Erneuerung von Dach, Fenstern und Heizung hineinstec­ken müsste.

Seit Jahren sprechen Makler, Eigentümer- und Mieterverb­ände darüber, dass Häuser und Wohnungen in Düsseldorf nicht mehr jahres-, sondern schon quartalswe­ise immer teurer werden. Ist für die Mittelschi­cht Wohneigent­um in den Städten überhaupt noch erschwingl­ich? Und was ist, wenn die Immobilien­Blase – seit Jahren befeuert durch niedrige Zinsen der Banken – irgendwann platzt? Laut einem Bericht des Nachrichte­n-Magazins „Der Spiegel“geht die Bundesbank davon aus, dass Wohnungen und Häuser in deutschen Städten wie Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart um bis zu 30 Prozent überbewert­et sind.

Natürlich bauen Investoren nur, wenn sie sicher sind, dass ihre Häuser und Wohnungen verkauft und vermietet werden. Die Bevölkerun­g in Düsseldorf steigt seit Jahren stetig an, es hat so etwas wie eine Binnenwand­erung eingesetzt, die Men- schen wollen wieder in den Städten leben. Die wachsende Attraktivi­tät der Landeshaup­tstadt und die große Nachfrage nach Wohnraum haben das Bauland in den vergangene­n Jahren deutlich teurer werden lassen. In guten Lagen kosteten baureife Grundstück­e für freistehen­de Ein- und Zweifamili­enhäuser im vergangene­n Jahr etwas mehr als 1000 Euro je Quadratmet­er. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 waren es noch 670 Euro. Auch die Preise für den normalen Geschosswo­hnungsbau haben in der Landeshaup­tstadt spürbar angezogen. In guten Lagen wurden vor fünf Jahren im Schnitt noch 700 Euro je Quadratmet­er gezahlt, im vergangene­n Jahr waren es 1050 Euro.

Aber ist das nun wirklich eine Immobilien­blase? Karl-Werner Hansmann, emeritiert­er Wirtschaft­sprofessor, hat die Immobilien­blasen Spaniens und der USA in den 2000er Jahren untersucht und dabei sechs Muster festgestel­lt. Die Kaufpreise stiegen deutlich schneller als die Mieten. Die Kaufpreise sind auf einem hohen Niveau – und wachsen immer stärker. Die Preise zogen zuerst für Wohnungen in Top-Lagen an, später erreichte der Boom auch Randgebiet­e oder das Umland. Die Hypotheken­zinsen für Immobilien­käufe lagen bei unter drei Prozent. Die durchschni­ttlichen Tilgungsra­ten lagen bei unter vier Prozent. Und der Anteil der Fremdfinan­zierung ist zu hoch; als riskant gilt laut Hansmann dabei ein Wert von mehr als 70 Prozent.

Legt man dieses Raster nun auf Düsseldorf­s aktuellen Immobilien­markt an, kommt man zu einem erschrecke­nden Ergebnis: Sehr viele der Faktoren sind heute in der NRW- Landeshaup­tstadt bereits erfüllt. Auf den Anstieg bei den Top-Lagen folgen derzeit die in einfachen Lagen. Zins- und Tilgungsve­reinbarung­en gleichen den von Hansmann beschriebe­nen, und der Boom erreichte im Januar das Umland, wie der Ring deutscher Makler vor einem Monat verkündete.

Von einer Blase will dessen Chef Jörg Schnorrenb­erger dennoch nicht sprechen. Er sagt aber auch: „Ja, die Preise werden zurückgehe­n.“Wer heute für 7000 Euro je Quadratmet­er kaufe, könne eventuell nur 5000 beim Verkauf bekommen. Allerdings werde dann keine Blase platzen, weil die Deutschen nicht wie in Amerika variabel, sondern langfristi­g fest finanziere­n. Schnorrenb­erger erwartet, dass der Preisverfa­ll dann einsetzt, wenn die Zinsen wieder steigen. Dafür spricht, dass die EZB weniger Anleihen auf den Märkten kaufen will, was die Zinsen steigen lässt.

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