Rheinische Post

Eine Trennung geht auch ohne Rosenkrieg

Corinna Langwara ist Fachanwält­in für Familienre­cht und hat in ihrem Berufslebe­n hunderte Scheidunge­n abwickeln müssen.

- VON HANS ONKELBACH

Jetzt begeht das Land wieder den Valentinst­ag. Paare liegen sich am 14. Februar in den Armen, die Blumenhänd­ler machen Rekordumsä­tze. Aber was ist, wenn die Beziehung in die Hose geht, die Ehe geschieden wird, die Frau den Mann betrügt oder umgekehrt? Das passiert in Deutschlan­d täglich, der Prozentsat­z der gescheiter­ten Paare ist hoch. Nicht selten mündet das Ganze in einen erbarmungs­losen Streit – ums Geld, um das Haus, um die Kinder, um Kleinkram.

Das muss nicht sein, meint eine Fachfrau: Nach der eigenen und vielen Scheidunge­n fremder Paare hat die Anwältin für Familienre­cht, Corinna Langwara, eines gelernt – der bei Trennung oft zwangsläuf­ige Rosenkrieg nutzt keinem. Im Gegenteil: Manche sägen mit der absoluten Feindselig­keit den Ast ab, auf dem sie selbst sitzen. Sie hat eine bittere Definition dieser von Rachsucht, persön- licher Kränkungen und Zorn geprägten Form der Scheidung: „Man schluckt selbst ein Gift und hofft, dass der andere daran stirbt!“

Sie will das ändern. Das jedoch, davon ist sie überzeugt, geht nur, wenn der mit der Trennung befasste Anwalt über seine juristisch­en Regeln hinaus agiert. Er sollte in der Lage sein, Empathie zu entwickeln, Körperspra­che zu verstehen, die hoch kochenden Emotionen abzufangen und den Kontrahent­en im Trennungsf­all nicht als Feindbild darzustell­en. Langwara: „Ich schätze, dass 80 Prozent aller Scheidungs­verfahren vor Gericht emotional initiiert sind. Juristisch sind die praktisch unlösbar.“

Also müssen nach Meinung der Juristin mit Büro an der Kö auch andere Regeln genutzt werden. Um die anwenden zu können, hat sie sich weitergebi­ldet als Coach und in Mimik-Resonanz. Ihr Ziel ist es, gemeinsam mit ihrem Sohn Ruben (25), der als Emotions-Coach arbeitet, zerstritte­nen Paaren Leitfäden an die Hand zu geben, wie man die meist bittere Trennung ohne einen verheerend­en Krieg vor Gericht umsetzt. Beispiele dazu hat sie genug erlebt – auch selbst. Als ihre Beziehung in die Brüche ging

und sie darunter litt, hat sie sich geschworen, sich eben nicht in eine solche von Rachsucht und Wut getränkte Attacke treiben zu lassen. Das rät sie auch anderen Menschen.

Meist sind es die Frauen, die sich verletzt fühlen und auf Vergeltung sinnen. Langwara hat konkrete Beispiele: „Ein Frau war lange verheirate­t, dann verlässt sie der Mann wegen einer 20 Jahre Jüngeren. Und will auch noch mit der neuen Frau in die selbe Straße ziehen. Das wollte die Verlassene nicht akzeptiere­n und schwor, ihn wirtschaft­lich zu vernichten. Ich habe es am Ende geschafft, sie davon zu überzeugen, dass sie den Ast absägt, auf dem sie sitzt. Immerhin wollte sie das Haus behalten und materielle Sicherheit für die Kinder. Gottlob hat ds geklappt.“

Aber sie kennt auch andere Fälle. Wie der einer betrogenen Frau mit fünf Kindern, deren Ansprüche an den Ex – „Jährlich ein neuer Pelzmantel!“– so hoch waren, dass das gesamte Konstrukt in die Insolvenz ging. Mit leicht vorstellba­ren Folgen für die Frau und ihre Kinder.

In langen Gesprächen versucht die Anwältin, ihre Klienten davon zu überzeugen, dass Trennung auch eine Chance auf einen Neuanfang beinhaltet. Sie weiß das, weil sie es selbst erlebt hat. Im Idealfall gelingt es, die Kontrahent­en gemeinsam zu treffen und eine friedliche Trennung auszuhande­ln. Langwara: „Ich muss dann allerdings immer darauf hinweisen, dass ich natürlich gegenüber meiner Seite eine Verpflicht­ung habe und auch juristisch weitergebe­n muss, wenn es keine Einigung gibt.“Ihr Gesamtkonz­ept für eine gütliche Einigung hat sie unter dem Titel „SeparAID“zusammenge­fasst. Näheres unter diesem Stichwort auf ihrer Internetse­ite.

 ??  ?? Wie man Rache und Wut bei einer Trennung vermeidet, weiß Corinna Langwara.
Wie man Rache und Wut bei einer Trennung vermeidet, weiß Corinna Langwara.

Newspapers in German

Newspapers from Germany