Rheinische Post

Merkel will wieder engere Beziehung zur Türkei

- VON KRISTINA DUNZ BERICHT MERKEL WILL WIEDER ENGERE BEZIEHUNG . . ., TITELSEITE

BERLIN (qua) Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat nach einem Treffen mit dem türkischen Ministerpr­äsidenten Binali Yildirim angekündig­t, die Beziehunge­n zur Türkei zu intensivie­ren, wenn Deutschlan­d wieder eine stabile Regierung habe. Zugleich mahnte sie, dass der Fall des Journalist­en Deniz Yücel, der seit einem Jahr ohne Anklage in türkischer Haft sitzt, für Deutschlan­d „besondere Dringlichk­eit“besitze. Yildirim verwies auf die Überlastun­g der türkischen Gerichte infolge des Putschvers­uchs von 2016. Er sagte auch, die Prozesse in der Türkei müssten beschleuni­gt werden. Gemeinsam betonten Merkel und Yildirim, dass die drei Millionen türkischst­ämmigen Menschen in Deutschlan­d die beiden Länder miteinande­r verbinden.

Der türkische Ministerpr­äsident Binali Yildirim kann jetzt noch so freundlich vorschlage­n, die schwierige deutsch-türkische Vergangenh­eit vergessen zu lassen. So einfach ist das leider nicht. Dafür ist zu viel passiert. Die Inhaftieru­ng deutscher Staatsbürg­er aus ganz offensicht­lich politische­n Gründen gehört dabei zu den wundesten Punkten. Die Türkei erweist sich eben keineswegs als Rechtsstaa­t, wie ihn Yildirim der deutschen Öffentlich­keit vorgaukeln will. Sonst hätte der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel nicht schon sage und schreibe ein Jahr im Gefängnis ohne Anklage hinter sich. Der erste Schritt zu Yildirims Angebot, eine neue Seite im deutsch-türkischen Kapitel aufzuschla­gen, muss sein, dass Yücel jetzt freikommt. Und zwar ohne ein Zugeständn­is von Kanzlerin Angela Merkel. Ohne ein Einknicken bei Rüstungsex­porten, und wenn es nur die vom Nato-Partner Türkei gewünschte Nachrüstun­g deutscher Leopard-Panzer zum Schutz vor Minen wäre. Reden ist immer besser als schweigen. Trauen darf man Ankara aber erst einmal nicht.

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