Rheinische Post

Fotoszene beharkt sich vor Festival

Düsseldorf will sich an diesem Wochenende als Metropole der Fotokunst präsentier­en – doch hinter den Kulissen gibt es Spannungen. Die Initiatore­n träumen trotzdem weiter vom Kunstfest von Weltrang.

- VON ANNETTE BOSETTI UND ARNE LIEB

Düsseldorf will sich an diesem Wochenende als Metropole der Fotokunst präsentier­en – doch hinter den Kulissen beharkt sich die Szene. Die Initiatore­n träumen trotzdem weiter von einem echten Kunstfest mit Weltrang.

Das Wochenende steht in Düsseldorf im Zeichen der Fotografie. Rund 50 Museen, Kulturinst­itutionen und Galerien zeigen bei der ersten Ausgabe von Düsseldorf Photo die Werke von mehr als 100 Fotografen. Das neue Festival soll Düsseldorf­s Rang als Metropole der Fotokunst herausstel­len, die Politik will es sogar zu einem „internatio­nalen Leitfestiv­al der Fotografie und Videokunst“entwickeln. Es beinhaltet Ausstellun­gen, eine Konferenz, ein Filmprogra­mm und eine „Lange Nacht der Fotografie“mit einem Shuttle-Bus. Zugleich präsentier­t sich die Galeriesze­ne zum siebten Düsseldorf Photo Weekend.

Das Foto-Wochenende wird überschatt­et von den Konflikten zwischen den beiden Festivals, die nicht zufällig fast denselben Namen tragen – und dennoch streng getrennt sind. Eigentlich hatte das Photo Weekend im neuen Festival aufgehen sollen, die Organisato­ren rund um die Galeristin Clara Sels wollen aber nicht hinnehmen, dass Oberbürger­meister Thomas Geisel die Leitung an den Direktor des NRW-Forums, Alain Bieber, übertragen hat. 51 Teilnehmer blieben beim Weekend, obwohl anders als beim neuen Festival sogar eine Gebühr zu entrichten ist.

Offiziell heißt es, man konzentrie­re sich nun auf die eigenen Veranstalt­ungen. In den Tagen vor dem Start gab es weiter Spannungen. Mitstreite­r von Sels ärgerten sich über den FDP-Politiker Friedhelm Vogel, der stellvertr­etend im Beirat des neuen Festivals sitzt. Er bezeichnet­e das Photo Weekend als „Satellit“des neuen Festivals – das wollen die Galeristen nicht akzeptiere­n. „Diese Stichelei reiht sich ein in die Kampagne gegen Clara Sels“, meint der Galerist Till Breckner. So lasse sich nicht die Rückkehr zur Zusammenar­beit erreichen, die eigentlich alle Beteiligte­n wünschten, weil sie die Veranstalt­ungen stärken würde.

Aus dem Photo-Weekend-Lager polemisier­t man gegen Bieber. Seine Gegner verbreitet­en eine Parodie auf das Festival-Plakat, in dem er als „Bürokraten­bieber“und „Katzenfoto­alain“angegangen wird. Das neue Festival, so die Kritik, sei nur eine Kopie. Sie ärgert, dass das Weekend kein Geld mehr erhält, das neue aber 100.000 Euro. Bieber selbst teil- te die Parodie bei Facebook und fragte: „Ist das jetzt auch Kunst oder kann das weg?“

Bei der Pressekonf­erenz versuchten Stadtspitz­e und Festivalle­itung einen Blick nach vorne. „Jetzt sollten wir uns erst einmal alle freuen“, sagte Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe. Es sei überwältig­end, welche Vielfalt das Festival prägte. Man rechne mit großem Zuspruch. Geisel sagte, dass Konkurrenz auch in der Foto-Kunst nicht schade. Galerien seien immerhin Wirtschaft­sbetriebe. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagte Geisel. Es gebe nur einen Gewinner, und das sei die Fotokunst. Wie es 2019 weitergehe­n soll, dazu mochte niemand Angaben machen. Die Ratspoliti­k will eine Ausweitung des neuen Festivals. Der Rat stellt mehr Geld in Aussicht, bislang ohne konkrete Zusagen. Die Ampel träumt vom Nachfolger für die Quadrienna­le, die ein Millionen-Budget hatte. Die Überlegung­en, einen anderen Termin zu suchen, sind wohl passé. Stattdesse­n sollen die Beteiligte­n an einen Tisch geholt werden. Manfred Neuenhaus (FDP), einer der Initiatore­n des neuen Festivals, erhofft sich weiter eine Zusammenar­beit. „Immerhin zeigt sich, wie groß das Interesse am Thema Fotografie ist.“Kommentar Seite D2

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN OB Thomas Geisel sprach gestern Abend davon, dass Konkurrenz durchaus das Geschäft belebe. Alain Bieber, Direktor des NRW-Forums, wurde im Internet als „Bürokraten­bieber“verunglimp­ft.

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