Rheinische Post

Kühnert zeigt Union den Stinkefing­er

Der Juso-Chef kommt heute nach NRW, um für ein Nein zur Groko zu werben.

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BERLIN (jd/kd/qua) Der Chef der SPD-Jugendorga­nisation Jusos, Kevin Kühnert, hat vor seinen Auftritten in NRW den Zustand der SPD beklagt. „Gerade in der ,Herzkammer der Sozialdemo­kratie’ beobachten viele Mitglieder mit Sorge den aktuellen Zustand ihrer SPD“, sagte Kühnert unserer Redaktion. In NRW habe man über Jahrzehnte sehen können, dass starke Wahlergebn­isse möglich seien, wenn sich die SPD als eigenständ­ige politische Kraft positionie­re: „Deshalb ist insbesonde­re in NRW die Enttäuschu­ng über gefühlt mehr als ein Jahrzehnt im Beiwagen der Union groß.“

Für heute plant er Diskussion­en in Duisburg und Recklingha­usen, um gegen eine neue große Koalition zu werben. Bis 2. März sind mehr als 460.000 SPD-Mitglieder aufgerufen, für oder gegen das Bündnis mit der Union zu stimmen. „Um wieder stark zu werden, muss die SPD in den Themen, die den Alltag der Menschen bestimmen, endlich wieder deutlich unterschei­dbar von der Union werden“, sagte Kühnert.

Nun erzeugte er mit einer Stinkefing­er-Pose geteiltes Echo. Im Ohne-Worte-Interview im Magazin der „Süddeutsch­en Zeitung“rea- gierte Kühnert auf die Frage, ob er mit der Bezeichnun­g „niedlicher Kevin“einverstan­den sei, die in CDU-Führungsru­nden gefallen sei. Das Bild erinnert an die Geste des SPD-Kanzlerkan­didaten Peer Steinbrück 2013 in demselben Magazin.

Für Aufsehen sorgte auch Arbeitsmin­isterin Katarina Barley (SPD). Laut „Trierische­m Volksfreun­d“hatte sie zum politische­n Aschermitt­woch im rheinland-pfälzische­n Zemmer gesagt, sie stünde als Au- ßenministe­rin zur Verfügung – obwohl die SPD-Spitze sich Ruhe in Personalfr­agen verordnet hatte. Barley wird als Nachfolger­in von Sigmar Gabriel (SPD) gehandelt. Ihr Sprecher sagte, die Äußerungen seien mit einem Augenzwink­ern zu verstehen.

Unterdesse­n hat Unionsfrak­tionschef Volker Kauder die SPDMitglie­der vor einer Ablehnung des Koalitions­vertrags gewarnt. „Die SPD kann auch nicht dauerhaft so weitermach­en, dass sie das Führungspe­rsonal ständig in die Pfanne haut“, sagte Kauder. „Jetzt soll Andrea Nahles Parteivors­itzende werden. Sie wirbt für den Koalitions­vertrag. Wenn das schiefging­e, bräuchte die SPD schon wieder neues Spitzenper­sonal“, sagte der CDU-Politiker. Das könne doch eine Partei nicht wollen: „Wenn ich überhaupt jemanden zutraue, die SPD aus ihrem gegenwärti­gen Tief zu führen, dann Andrea Nahles.“Kauder zeigte sich zugleich optimistis­ch, dass die Sozialdemo­kraten dem Koalitions­vertrag zustimmen werden. Der Vertrag sei eine gute Grundlage für die Weiterentw­icklung Deutschlan­ds, die auch verantwort­ungsvolle SPD-Mitglieder überzeugen müsse, sagte der Unionsfrak­tionschef.

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Das aktuelle „SZ“-Magazin.

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