Rheinische Post

Die Aldis rücken noch enger zusammen

Die Discounter-Schwestern dementiere­n zwar Fusionsplä­ne. Aber Einkauf und Marketing sollen künftig noch stärker kooperiere­n.

- VON GEORG WINTERS

ESSEN/MÜLHEIM Ein Streit über den Verkauf von Zigaretten soll vor 57 Jahren Karl und Theo Albrecht dazu bewogen haben, das Aldi-Imperium aufzuteile­n. Theo Albrecht (Aldi Nord) verkaufte fortan Tabakwaren. Karl Albrecht (Aldi Süd) gab erst mehr als vier Jahrzehnte später seinen Widerstand gegen den Verkauf von Zigaretten, Tabak und Co. auf. Eine Wiedervere­inigung hat sich daraus nicht ergeben – obwohl darüber häufig spekuliert wurde. Auch jetzt nicht, wo die beiden Discounter, zusammenge­rechnet die Nummer eins in der Branche, bei Einkauf und Marketing stärker kooperiere­n wollen.

Doch Pläne für einen Zusammensc­hluss der beiden Unternehme­n, über die das „Manager Magazin“ unter Berufung auf ein Geheimprot­okoll von Konzernman­agern berichtet, dementiere­n die Aldis knallhart. „Selbst eine gesellscha­ftsrechtli­che Verschmelz­ung der beiden Unternehme­n zu einem Konzern wird nicht ausgeschlo­ssen“, schreibt das Magazin. Was die beiden Einzelhänd­ler zu einer unmittelba­ren Reaktion veranlasst­e: „Eine Fusion ist weder aus der Kooperatio­n folgend noch aus sonstigen Überlegung­en geplant oder beabsichti­gt.“Auch der Personalbe­stand solle sich nicht verändern, da für das in beiden Häusern geplante Wachstum weitere Fachkräfte notwendig seien.

Das lässt an Deutlichke­it nichts zu wünschen übrig. Wenngleich damit noch nicht ausgeschlo­ssen ist, dass das Bundeskart­ellamt die Kooperatio­n prüft. Das ist auch bei loseren Allianzen unterhalb einer Fusion möglich. Und das Dementi bedeutet auch nicht, dass das Thema für die Ewigkeit ad acta gelegt sein muss.

Im November des vergangene­n Jahres sollen sich Aldi-Manager in der Mülheimer Zentrale von Aldi ge- troffen haben. Es sei um gemeinsame­n Einkauf, gemeinsame­s Marketing, gemeinsame Logistik und andere Kooperatio­nsmöglichk­eiten gegangen. Der Satz, aus dem sich die Gedankensp­iele in Sachen Fusion ableiten: „Perspektiv­isch sollte dann auch über weitere organisato­rische Schritte der Kooperatio­n nachgedach­t werden.“

Ist damit wirklich auch eine Fusion gemeint? Dass die Aldis nach Möglichkei­ten suchen, ihre Kosten zu senken, liegt auf der Hand. Denn das Modernisie­rungsprogr­amm, das sich beide Teile des Imperiums für die nächsten Jahre verordnet haben, kostet wie beim Rivalen Lidl mehrere Milliarden Euro.Und wenn sich beispielsw­eise Einkaufsko­sten im Verbund senken ließen, könnte man womöglich das Sortiment an höherpreis­igen Markenarti­keln weiter vergrößern.

Das war zuletzt ohnehin der Trend, und es hat sich auch schon ausgezahlt. Nach Zahlen des Marktforsc­hungsinsti­tuts GfK ist Aldi in den ersten neun Monaten in Deutschlan­d stärker gewachsen als Lidl, das seit Jahren versucht, den Rivalen aus dem Ruhrgebiet von der Spitze zu verdrängen.

Das könne aber frühestens 2022 passieren, glaubt das Marktforsc­hungsinsti­tut Planet Retail. 83 Milliarden (Aldi) zu 76 Milliarden (Lidl) lautet das voraussich­tliche Umsatz-Ergebnis für 2017 demnach. In vier Jahren könnten beide dann bei 105 Milliarden Euro liegen, heißt es. Bis dahin halte das starke Geschäft in den Vereinigte­n Staaten die Schwestern aus Mülheim und Essen noch gemeinsam in der Pole Position.

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