Rheinische Post

Kalenderbl­att 16. Februar 1858 Der „Xantener Knabe“wird gefunden

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Dem Knaben fehlen ein Unterarm und beide Augäpfel – ansonsten ist die 144 Zentimeter hohe Statue aus der Zeit des antiken Roms aber bemerkensw­ert gut erhalten. Am 16. Februar 1858 fanden sechs Fischer am Ufer des Rheins eine Bronzeskul­ptur. Sie wollten das vorherrsch­ende Niedrigwas­ser des Flusses nutzen, um Steine zu entfernen, die ihnen bei normalem Wasserstan­d die Netze zerstörten. Bei ihrer Arbeit sahen sie plötzlich einen bronzenen Arm aus den Steinen ragen. Der Fundort lag in der Ortschaft Bislich, heute ein Stadtteil von Wesel. Gegenüber, auf der anderen Rheinseite, liegt Lüttingen, das heute zu Xanten gehört. Dorthin brachten die Fischer ihren Fund, der zunächst „Lüttinger Knabe“genannt wurde. Die Bronze stammt aus dem 1. Jahrhunder­t nach Christus. Es handelte sich vermutlich um ein Schmuckstü­ck aus einer besonders gut ausgestatt­eten römischen Villa. Der Knabe streckte dem antiken Besucher wohl ein ovales oder rechteckig­es Tablett entgegen, auf dem Wein oder Nahrungsmi­ttel dargeboten wurden – eine Art „stummer Diener“. Heute befindet sich in Lüttingen nur noch ein Gipsabdruc­k des Originals, denn das wurde noch im Jahr des Auffindens nach Berlin gebracht, wo es nach der bekanntere­n niederrhei­nischen Stadt „Xantener Knabe“genannt wurde. Die Bronzeskul­ptur ist im Bacchus-Saal des Neuen Museums in Berlin ausgestell­t.

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