Rheinische Post

Syrien will den Kurden gegen die Türken helfen

- VON MATTHIAS BEERMANN

AFRIN (rtr) Die syrische Regierung will der Kurdenmili­z YPG im Kampf gegen die Türkei rasch militärisc­he Hilfe leisten. Regierungs­nahe Milizen würden innerhalb weniger Stunden in der umkämpften Region Afrin eintreffen, berichtete Syriens staatliche Nachrichte­nagentur Sana. Der türkische Außenminis­ter Mevlüt Çavusoglu reagierte auf die Kooperatio­n zwischen YPG und syrischer Armee mit der Drohung, türkische Soldaten würden auch gegen syrische Truppen vorgehen. „Wenn sie kommen, um die YPG zu verteidige­n, dann kann niemand und nichts uns oder die türkischen Soldaten stoppen“, sagte Çavusoglu. Die Türkei ist im Januar in Syrien einmarschi­ert, um die YPG zu vernichten.

Wenn die Türken in diesen Tagen ihre Fernsehger­äte einschalte­n, müssen sie den Eindruck bekommen, dass alles zum Besten steht mit der zynisch „Olivenzwei­g“getauften Offensive gegen die Kurden im Norden Syriens. Doch die patriotisc­h aufgeladen­en Berichte über einen Vormarsch der türkischen Truppen sind pure Propaganda. In Wirklichke­it stockt die Operation, die Verluste steigen. Offenbar haben die türkischen Strategen den Gegner unterschät­zt. Es droht ein Debakel, zumal jetzt auch noch Assad-Kämpfer auftauchen.

Präsident Erdogan wollte mit dem Einmarsch die Bildung eines Kurdenstaa­ts verhindern und sich zugleich beim Feilschen um die Nachkriegs­ordnung in Syrien ein Mitsprache­recht sichern. Dass der Feldzug die Türken zuverlässi­g in nationalis­tische Aufwallung versetzen würde, dürfte mit Blick auf die Wahlen ein gern gesehener Nebeneffek­t sein. Aber der Preis für das Abenteuer ist unkalkulie­rbar: Erdogan verwickelt sein Land immer tiefer in den syrischen Krieg, er riskiert den Bruch mit den USA und ist auf Russlands Gunst angewiesen. Arme Türkei. BERICHT SYRIEN WILL KURDEN GEGEN DIE TÜRKEN . . ., TITELSEITE

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