Rheinische Post

Bandidos-Rocker bauen Macht aus

Trotz Razzien und Großkontro­llen hat sich die Zahl der Rocker in NRW innerhalb eines Jahres erhöht. Besonders die Bandidos gewannen neue Mitglieder hinzu. Dagegen scheinen die Hells Angels an Einfluss zu verlieren.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Es ist eine Meldung, die zeigt, dass es Schutzgeld­erpressung­en, Einschücht­erungsvers­uche und Anschläge im Milieu gibt. Und es ist eine Meldung, die nicht in den Pressemitt­eilungen der Polizei zu finden ist, sondern innerhalb der Sicherheit­sbehörde nur für den internen Dienstgebr­auch freigegebe­n ist. Es geht um einen versuchten Brandansch­lag auf den Saunaclub „Oceans“, einem Luxus-Bordell in Düsseldorf, vor dreieinhal­b Wochen. Am 26. Januar entdeckte ein Mitarbeite­r des Clubs zufällig einen Eimer mit brennbarer Flüssigkei­t, auf dem zur Tarnung ein kleiner Dekoration­s-Hubschraub­er aufgestell­t war. Der Eimer war mit einer Zünd- Bandidos Hells Angels Gremium Outlaws rhein-Westfalen sind die Bandidos, deren Mitglieder­zahl in dem Zeitraum von 775 auf 866 angewachse­n ist. Sie verteilen sich auf insgesamt 21 Chapter (Ortsgruppe­n) – zum Beispiel in Duisburg. Dagegen scheinen die Hells Angels in NRW weiter an Boden zu verlieren. Ihre Mitglieder­zahl sank von 330 auf 304, und sie verfügen nur noch über neun Charter (Ortsgruppe­n). Damit sind sie nach Gremium MC und den Freeway Rider’s nur noch die viertstärk­ste Rockergrup­pierung im Land.

Insgesamt gibt es landesweit mehr als 2300 organisier­te Rocker, wovon rund 170 sogenannte­n rockerähnl­ichen Gruppierun­gen wie den Osmanen Germania angehören. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl an „Supportern“(Unterstütz­er), die keine direkten Mitglieder eines Rockervere­ins sind. Die Supporter spielen nach Einschätzu­ng der Sicherheit­sbehörden eine nicht Freeway Rider´s unbedeuten­de Rolle, da diese die großen Clubs personell und strategisc­h unterstütz­ten. So erhalten sie Aufträge und werden für bestimmte Aufgaben von den OMCG herangezog­en wie etwa für Wach- und Servicedie­nste bei Veranstalt­ungen. Zudem wirken sie bei Auseinande­rsetzungen mit rivalisier­enden Clubs oder „Macht- und Stärkedemo­nstratione­n“mit.

Offenbar scheinen die Rockerclub­s derzeit darauf bedacht, die Sicherheit­sbehörden nicht zu provoziere­n. In dem Lageberich­t heißt es, dass in den zurücklieg­enden Monaten verstärkt zu beobachten gewesen sei, dass die Szene versuche, sich nach außen hin gesetzesko­nform zu zeigen. Für die Fahnder ist das ein rein taktisches Verhalten. Die Rocker wollten demnach keine Angriffsfl­äche für weitere rechtliche Schritte gegen sie liefern – wie etwa der Verschärfu­ng des Vereinsges­etzes. Auch deshalb sei es derzeit im Brothers Osmanen Germania Milieu vergleichs­weise ruhig, zumindest vordergrün­dig, wie es im LKA-Bericht heißt. Dennoch sei jederzeit mit spontanen Gewaltausb­rüchen zu rechnen, bei denen auch Unbeteilig­te zu Schaden kommen könnten. Dabei müsse immer mit dem Einsatz von Schusswaff­en gerechnet werden. Diese werden immer wieder bei Razzien und Fahrzeugko­ntrollen von der Polizei gefunden und sichergest­ellt.

Während die Bandidos das Ruhrgebiet kontrollie­ren, haben sich ihre Erzfeinde, die Hells Angels, vor allem im Rheinland ausgebreit­et. Als Hochburg der Hells Angels gilt in NRW Köln. Doch nach wie vor überschnei­den sich die Interessen der verfeindet­en Rockerclub­s im Ruhrgebiet, vor allem aber in Duisburg. Grund für die Revierkämp­fe ist eines der größten Rotlichtvi­ertel Deutschlan­ds. Monatlich verdienen die Betreiber laut Polizei rund eine Million Euro.

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