Bandidos-Rocker bauen Macht aus
Trotz Razzien und Großkontrollen hat sich die Zahl der Rocker in NRW innerhalb eines Jahres erhöht. Besonders die Bandidos gewannen neue Mitglieder hinzu. Dagegen scheinen die Hells Angels an Einfluss zu verlieren.
DÜSSELDORF Es ist eine Meldung, die zeigt, dass es Schutzgelderpressungen, Einschüchterungsversuche und Anschläge im Milieu gibt. Und es ist eine Meldung, die nicht in den Pressemitteilungen der Polizei zu finden ist, sondern innerhalb der Sicherheitsbehörde nur für den internen Dienstgebrauch freigegeben ist. Es geht um einen versuchten Brandanschlag auf den Saunaclub „Oceans“, einem Luxus-Bordell in Düsseldorf, vor dreieinhalb Wochen. Am 26. Januar entdeckte ein Mitarbeiter des Clubs zufällig einen Eimer mit brennbarer Flüssigkeit, auf dem zur Tarnung ein kleiner Dekorations-Hubschrauber aufgestellt war. Der Eimer war mit einer Zünd- Bandidos Hells Angels Gremium Outlaws rhein-Westfalen sind die Bandidos, deren Mitgliederzahl in dem Zeitraum von 775 auf 866 angewachsen ist. Sie verteilen sich auf insgesamt 21 Chapter (Ortsgruppen) – zum Beispiel in Duisburg. Dagegen scheinen die Hells Angels in NRW weiter an Boden zu verlieren. Ihre Mitgliederzahl sank von 330 auf 304, und sie verfügen nur noch über neun Charter (Ortsgruppen). Damit sind sie nach Gremium MC und den Freeway Rider’s nur noch die viertstärkste Rockergruppierung im Land.
Insgesamt gibt es landesweit mehr als 2300 organisierte Rocker, wovon rund 170 sogenannten rockerähnlichen Gruppierungen wie den Osmanen Germania angehören. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl an „Supportern“(Unterstützer), die keine direkten Mitglieder eines Rockervereins sind. Die Supporter spielen nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden eine nicht Freeway Rider´s unbedeutende Rolle, da diese die großen Clubs personell und strategisch unterstützten. So erhalten sie Aufträge und werden für bestimmte Aufgaben von den OMCG herangezogen wie etwa für Wach- und Servicedienste bei Veranstaltungen. Zudem wirken sie bei Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Clubs oder „Macht- und Stärkedemonstrationen“mit.
Offenbar scheinen die Rockerclubs derzeit darauf bedacht, die Sicherheitsbehörden nicht zu provozieren. In dem Lagebericht heißt es, dass in den zurückliegenden Monaten verstärkt zu beobachten gewesen sei, dass die Szene versuche, sich nach außen hin gesetzeskonform zu zeigen. Für die Fahnder ist das ein rein taktisches Verhalten. Die Rocker wollten demnach keine Angriffsfläche für weitere rechtliche Schritte gegen sie liefern – wie etwa der Verschärfung des Vereinsgesetzes. Auch deshalb sei es derzeit im Brothers Osmanen Germania Milieu vergleichsweise ruhig, zumindest vordergründig, wie es im LKA-Bericht heißt. Dennoch sei jederzeit mit spontanen Gewaltausbrüchen zu rechnen, bei denen auch Unbeteiligte zu Schaden kommen könnten. Dabei müsse immer mit dem Einsatz von Schusswaffen gerechnet werden. Diese werden immer wieder bei Razzien und Fahrzeugkontrollen von der Polizei gefunden und sichergestellt.
Während die Bandidos das Ruhrgebiet kontrollieren, haben sich ihre Erzfeinde, die Hells Angels, vor allem im Rheinland ausgebreitet. Als Hochburg der Hells Angels gilt in NRW Köln. Doch nach wie vor überschneiden sich die Interessen der verfeindeten Rockerclubs im Ruhrgebiet, vor allem aber in Duisburg. Grund für die Revierkämpfe ist eines der größten Rotlichtviertel Deutschlands. Monatlich verdienen die Betreiber laut Polizei rund eine Million Euro.