Skicross: Gigantismus auf Kosten der Sicherheit
Der Deutsche Skiverband warnt nach Stürzen bei den Snowboardern vor den Gefahren auf der Strecke.
PYEONGCHANG (dpa) Nach der harschen Kritik der Snowboardcrosser sieht auch der Deutsche Skiverband auf der olympischen Strecke der Skicrosser Gefahren. SkicrossSportdirektor Heli Herdt warnte gestern vor dem Kurs und prangerte den Gigantismus bei Olympischen Spielen an. „Mir ist es ein bisschen viel. Es ist definitiv nicht das, was ich mir unter Skicross vorstelle“, sagte Herdt mit Blick auf das Risiko und die Dimensionen der Strecke in Pyeongchang.
Herdt wehrte sich jedoch dagegen und nannte es „befremdlich“, den Kurs als lebensgefährlich zu bezeichnen. „Da tue ich mich ein bisschen schwer mit so einer Aussage. Es weiß jeder, worauf er sich einlässt“, sagte der Skicross-Sportdirektor.
Nach dem zweiten Training mahnte Herdt weitere Änderungen vor den Rennen der Herren am Mittwoch und Damen am Freitag an. „Es wurde schon ein bisschen was gemacht, aber es ist noch nicht das Gelbe vom Ei“, erklärte der Funktionär. Die Änderungen an der Zielgerade würden jedenfalls nicht ausreichen. „Wenn Rückenwind ist, wird es vor allem für die Jungs eher Skispringen“, sagte Herdt.
Die Männer würden im Zielbereich rund 55 Meter fliegen, damit Weiten von 30 Meter, an die sie gewöhnt sind, klar übertreffen und sehr weite alpine Ausmaße erreichen. „Da muss man sich was einfallen lassen. Wenn die alle im Rennmodus fahren, dann wird es wie in Sotschi, und das ist nicht der Sinn der Sache“, urteilte Herdt. Bei den Winterspielen 2014 hatte es mehrere schwere Stürze gegeben.
In Pyeongchang hatte sich der österreichische Snowboarder Markus Schairer einen Halswirbel gebrochen. Vor allem Konstantin Schad als Athletensprecher des Ski-Weltverbands FIS hatte nach dem Snowboardcross-Rennen deutliche Worte gewählt. „Ich habe ein Problem damit, mit jedem Sprung mein Genick zu riskieren“, hatte der 30-jährige Miesbacher gesagt.
Die Strecke der Skicrosser unterscheidet sich von der der Snowboardcrosser im mittleren Abschnitt. Allein sei der Kurs gut zu fahren, zu viert gleichzeitig steige das Risiko, sagte Paul Eckert, der Außenseiterchancen hat: „Es ist gefährlich, aber nicht lebensgefährlich.“