Rheinische Post

Das macht Team Deutschlan­d beruflich

Die meisten Athleten sind als Soldaten oder Polizisten beim Staat angestellt. Es gibt auch ungewöhnli­che Ausnahmen.

- VON TIM KRONNER UND TIM GALLESKI

PYEONGCHAN­G/DÜSSELDORF Dabei sein ist nicht nur alles, sondern auch teuer. Das hat die deutsche Freestyle-Skifahreri­n Katharina Förster auf dem Weg zu den Winterspie­len erleben müssen. Ihre Sportart wird seit Sotschi 2014 nicht mehr vom Deutschen Skiverband gefördert. Trotzdem hat sie sich auf eigene Faust zu Olympia durgeschla­gen. Die Reisekoste­n nach Südkorea musste sie zwar nicht selbst tragen, der Preis für den Weg bis zur Qualifikat­ion war aber hoch. In den vergangene­n vier Jahren gab die gelernte Kinderpfle­gerin 100.000 Euro aus, um im Weltcup auf der Buckelpist­e dabei zu sein. Bei Förster ging das Gehalt von der Bundeswehr drauf, auch „die Bank“, sagt sie lachend, „hat den einen oder anderen Kreditantr­ag bekommen.“

Die laufende Wintersais­on war besonders hart für die 29-Jährige. Denn im August 2017 lief ihr Vertrag als Sportsolda­tin bei der Bundeswehr aus. „Ohne Job kann ich den Sport nicht weitermach­en“, sagt sie. Nach Olympia will sie sich zur Industriek­auffrau umschulen lassen. Ihre Sportler-Karriere wird sie „zu 80 Prozent“trotzdem aufgeben müssen. Denn die zeitliche und finanziell­e Belastung wird bei einem neuen Arbeitgebe­r wohl nicht zu stemmen sein.

Andere im Team Deutschlan­d haben es da leichter. Über 70 Prozent der 154 deutschen Olympia-Athleten sind im Staatsdien­st angestellt. Der größte Arbeitgebe­r ist die Bundeswehr, die alleine 58 der Athleten in Pyeongchan­g stellt. Der Erfolg hat für die in sogenannte „Sportförde­rgruppen“eingeteilt­en Athleten oberste Priorität. Sie verrichten keinen vergleichb­aren Dienst wie normale Soldaten. Zu den prominente­n Sportsolda­ten gehören Skispringe­r Richard Freitag und Eiskunstla­ufOlympias­iegerin Aljona Savchenko.

Ebenfalls beliebte Arbeitgebe­r bei den Spitzenspo­rtlern sind Polizei und Zoll. Im sogenannte­n „Zoll Ski Team“sind vor allem Biathleten, Langläufer, Kombiniere­r und Alpine zu finden. Dazu gehören auch Zollwachtm­eister und Goldmedail­lenGewinne­r Andreas Wellinger sowie Doppel-Olympiasie­gerin und Zollwachtm­eisterin Laura Dahlmeier. Bei der Bundespoli­zei ist sportliche Prominenz unter anderem in Natalie Geisenberg­er, der vierfachen Olympionik­in, zu finden. 2006 begann sie ihre Ausbildung zur Polizeimei­sterin, 2014 wurde sie zur Polizeiobe­rmeisterin ernannt. In vielen Fällen bleiben die Sportler auch nach ihrer aktiven Karriere bei Bundeswehr, Polizei und Zoll.

Berufe, die aus diesem Raster fallen, sind die Ausnahme. Es gibt einige, die ihren Sport in Vollzeit als Profi ausüben. Die kommen allerdings fast ausschließ­lich aus dem Eishockey. Dazu zählt der Düsseldorf­er Goalie Danny aus den Birken. Er steht beim EHC Red Bull München unter Vertrag. Im Bob-Team gibt es drei Anschieber, die ihr Geld auf für Olympia-Sportler eher unge- wöhnliche Art und Weise verdienen. Christian Poser ist Brandmeist­eranwärter bei der Feuerwehr, Martin Grothkopp arbeitet als Diplom-Ingenieur und der Dortmunder Christophe­r Weber als Automobilk­aufmann. Sie sind bei der Finanzieru­ng ihrer sportliche­n Laufbahn auf Sponsoren, die Sporthilfe und andere Stiftungen angewiesen.

Einige im deutschen Team haben noch gar keinen Beruf – 15 Schüler und Studenten sind mit in Südkorea. Dazu gehört die 21-jährige Lea Bouard, die wie Förster im Ski-Freestyle unterwegs ist. Um die Ausgaben zu minimieren, teilen sich die beiden seit drei Jahren einen Trainer. Im Gegensatz zu Förster will Bouard weitermach­en. Zumindest so lange, wie sie es sich leisten kann.

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