Rheinische Post

Spanier wird Vize-Chef der EZB

Kanzlerin unterstütz­t de Guindos, um die Chancen für Weidmann zu wahren.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Die Chancen von Jens Weidmanns steigen, im nächsten Jahr Präsident der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) zu werden. Der Bundesbank-Chef profitiert davon, dass die Euro-Finanzmini­ster gestern den Weg für Spaniens Wirtschaft­sminister Luis de Guindos als Vizepräsid­enten der EZB freimachte­n. Irland zog die Kandidatur seines Notenbanke­rs zurück und kündigte an, de Guindos zu unterstütz­en. Bundesfina­nzminister Peter Altmaier signalisie­rte ebenfalls Unterstütz­ung: Der Spanier wäre eine vortreffli­che Wahl.

Da mit de Guindos ein Südeuropäe­r den zweitwicht­igsten Posten bei der EZB bekommt, steigen die Chancen, dass nun ein Nordeuropä­er, also Weidmann, den Chefposten besetzen kann, wenn Mario Draghi 2019 in den Ruhestand geht. Denn nach ungeschrie­benen Gesetzen soll im EZB-Rat ein Gleichgewi­cht herrschen zwischen Nord und Süd, zwischen großen und kleinen Ländern – und zwischen Vertretern einer restriktiv­en und einer laxen Geldpoliti­k. Weidmann ist „Falke“, vertritt also einen restriktiv­en Kurs. Die Vertreter aus Südeuropa sind hingegen oft „Tauben“, treten also für eine lockere Geldpoliti­k ein. Für Weidmann spricht zudem, dass Deutschlan­d als einziges der drei größten Euro-Länder noch nie den Posten besetzen durfte. Als Präsident hätte Weidmann zwar auch nur eine Stimme im EZB-Rat, dennoch käme ihm auch eine herausgeho­bene Rolle zu.

Bei der Bundesbank geht es ohnehin rund. Ende April werden zwei Vorstandsp­osten frei: der von CarlLudwig Thiele, zuständig für Bargeld und Gold, und der von Andreas Dombret (CDU), ehemaliger Investment­banker und für die Bankenaufs­icht zuständig. Beide wollen bleiben, haben aber kaum Chancen: Denn Bund und Länder benennen je die Hälfte der sechs Vorstandsp­osten. Thiele hat als FDP-Mitglied schlechte Karten. Dombret dürfte daran scheitern, dass Niedersach­sen das Vorschlags­recht für die Länder hat und Burkhard Balz nominieren will.

Umso hartnäckig­er macht Dombret PR in eigener Sache. Er soll sogar versucht haben, sich als Nachfolger Thieles auf dem Bundes-Ticket berufen zu lassen. Doch es mangelt ihm an Unterstütz­ung. Die Bankenlobb­y nimmt ihm offenbar übel, dass er als deutscher Vertreter dem „Basel-Kompromiss“zugestimmt hat. Danach müssen Banken höheres Eigenkapit­al vorhalten und haben weniger Spielraum bei der Berechnung dieses Puffers.

Unter den Parteien wird auch gerangelt, wie sie das parteipoli­tische Gleichgewi­cht herstellen können. Denn mit dem Wechsel von SPDMitglie­d Joachim Nagel zur KfW im Jahr 2016 ist keiner mehr im Bundesbank-Vorstand, der den Sozialdemo­kraten nahesteht. Nagels Nachfolger Joachim Wuermeling gehört der CSU an. Die Zeit drängt: Im Mai müssen die Nachfolger gefunden sein.

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