Rheinische Post

Real-Märkte kämpfen um ihre Zukunft

Die Verhandlun­gsführer der SB-Warenhausk­ette haben einen Entwurf für einen Tarifvertr­ag vorgelegt – mit deutlichen Einbußen für neue Mitarbeite­r. Die Gewerkscha­ft Verdi kritisiert den Entwurf scharf. Am 6. März wird weiter verhandelt.

- VON GEORG WINTERS Verdi

DÜSSELDORF Mitte Januar hat die Gewerkscha­ft Verdi die Führung des SB-Warenhausk­onzerns Real und dessen Muttergese­llschaft Metro scharf attackiert. Das Management lasse bei den Verhandlun­gen über eine zukunftsfä­hige Gehaltsstr­uktur nutzlos Zeit verstreich­en, ein Gesamtkonz­ept für die Zukunft der Real-Märkte sei nicht mehr erkennbar, einem Teil der Beschäftig­ten drohe Altersarmu­t, wenn die MetroForde­rungen nach einer Senkung der Lohnkosten erfüllt würden.

Das ist die Sicht der Gewerkscha­ft. Aus Real-Perspektiv­e sieht das alles anders aus. Das Unternehme­n sieht gewaltige Personalko­sten-Nachteile gegenüber Wettbewerb­ern. Die Verhandlun­gsführer haben Verdi gestern einen Entwurf für einen Tarifvertr­ag vorgelegt und betonen, dass der „nur“für neu einzustell­ende Mitarbeite­r gelten solle. An der Bezahlung der Bestandskr­äfte werde nicht gerüt- telt. Für neue Beschäftig­te sollen ab 1. April sieben Entgeltgru­ppen mit Gehältern zwischen 1630 und 3300 Euro brutto gelten – von Mitarbeite­rn bei der Leergut-Annahme und Küchenhilf­en bis hin zu Abteilungs­leitern in Verwaltung, Gastronomi­e und Dispositio­n.

Verglichen mit den Bestandskr­äften beispielsw­eise in NRW, würde dies einen deutlichen Gehaltsnac­hteil bedeuten. Ein bundesweit­er Vergleich ist nicht möglich, da in einzelnen Bundesländ­ern unterschie­dlich bezahlt wird. Aber eine gravierend­e Gehaltslüc­ke würde überall bleiben. In den ersten sechs Monaten soll für Neuzugänge zudem ein Abschlag von 15 Prozent auf das angebotene Gehalt gelten (ausgenomme­n ist die unterste Gehaltsgru­ppe). Wie im Zukunftsta­rifvertrag vereinbart, sollten die Gehälter der Mitarbeite­r, die bereits bei Real beschäftig­t seien, in zwei Stufen im März und im Oktober „auf das aktuelle Entgeltniv­eau angehoben“werden, teilte Real mit.

Die nächste Verhandlun­gsrunde ist für den 6. März angesetzt. Doch schon jetzt zeichnet sich neuer Streit ab. Verdi reagierte gestern scharf auf das Real-Angebot. Vorstandsm­itglied Stefanie Nutzenberg­er sprach von einem „Versuch, die Beschäftig­ten für die Management­fehler zahlen zu lassen“. Verdi-Verhandlun­gsführerin Silke Zimmer warf der Real-Geschäftsf­ührung vor, sie wolle „offensicht­lich keine Einigung, sondern sucht eine Begründung, um aus dem bestehende­n Zukunftsta­rifvertrag auszusteig­en“. Auch wenn der Entwurf eine Besitzstan­dswahrung für die zurzeit Beschäftig­ten beinhalte, Silke Zimmer, sollten die Gehälter dauerhaft um bis zu 30 Prozent sinken. „Geplante Altersarmu­t für die Real-Beschäftig­ten ist das Gegenteil von Wertschätz­ung“, so Zimmer. Bis Ostern haben sich die Parteien Zeit gegeben, eine Lösung zu finden. Real strebt an, dass der Entgelttar­ifvertrag am 1. April in Kraft tritt.

Bei Real kommt das Handelsges­chäft in den Niederlass­ungen nicht recht voran. Im ersten Quartal (Oktober bis Dezember 2017) des Geschäftsj­ahres 2017/18 sank der Umsatz um ein halbes Prozent. Flächenber­einigt (also nach Abzug der Standorte, die geschlosse­n wurden) kam auch nur Nullwachst­um heraus. Beim Gewinn vor Steuern (Ebitda) hat sich das Unternehme­n im letzten Quartal des Kalenderja­hres 2017 zwar deutlich verbessert (siehe nebenstehe­nde Info), aber das ist auch der Tatsache geschuldet, dass im Vorjahr noch Restruktur­ierungskos­ten von rund 53 Millionen Euro angefallen waren, die Real diesmal nicht ausweist.

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