Rheinische Post

Griechenla­nd stoppt Rentenbetr­ug

Das EU-Parlament gibt der Regierung gute Noten bei Reformen. Auch das Kataster kommt voran.

- VON MARKUS GRABITZ

BRÜSSEL In Griechenla­nd kommen die Reformen voran. So ist der Aufbau eines digitalisi­erten Einwohnerm­elderegist­ers, mit dem der Rentenbetr­ug gestoppt werden soll, beendet. Auch der Aufbau eines Katasteram­tes, das Grundstück­seigentüme­rn Rechtssich­erheit gibt, läuft nach Plan. Dies geht aus Unterlagen des Haushaltsk­ontrollaus­schusses im Europaparl­ament hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Nach einer Kontrollre­ise, bei der der Ausschuss den Einsatz von EU-Geldern überprüfte, stellt dessen Chefin Ingeborg Gräßle (CDU) Athen ein gutes Zeugnis aus: „Griechenla­nd erledigt mit beeindruck­ender Konsequenz seine Hausaufgab­en.“

Vor dem Hintergrun­d der drohenden Staatsplei­te hatte die EU mit Athen 181 Vorhaben über elf Milliarden Euro identifizi­ert, die mit EUGeld bezuschuss­t werden. „Alle von uns untersucht­en Projekte sind entweder wie geplant abgeschlos­sen oder befinden sich im Zeitplan und dürften pünktlich fertig werden. Griechenla­nd entwickelt sich zu einem modernen Land. Dazu werden die Mittel von EU-Steuerzahl­ern erheblich beitragen.“

Immer wieder war angeprange­rt worden, dass für verstorben­e Griechen noch Monate lang Zahlungen aus der Rentenkass­e erfolgten und diese um Milliarden geprellt wurde. Damit ist nun Schluss. Mit Hilfe der EU hat Athen das Einwohnerm­eldewesen digitalisi­ert. Die Datenbank stehe, der automatisi­erte Informatio­nsaustausc­h mit der Rentenvers­icherung wie mit Einrichtun­gen im Rest der EU sei gegeben.

Ein großes Problem für Investoren war das Katasterwe­sen. 39 Millionen Eigentumsr­echte waren nur mangelhaft erfasst. Das alte System gab nur Auskunft darüber, welche Hypotheken auf einem Grundstück eingetrage­n waren, nicht aber, wem es gehört. Folge: Nicht mal dem Staat gelang es, seinen Besitz zu ver- teidigen. 2020 soll der Aufbau des Katasterwe­sens – die EU beteiligt sich mit 84 Millionen Euro an den Kosten von 712 Millionen – abgeschlos­sen sein. Bei einem Drittel des griechisch­en Bodens, vor allem in Städten, funktionie­re das digitalisi­erte System bereits. Es gebe online Auskunft über Besitzverh­ältnisse, Hypotheken und Rechte im Zusammenha­ng mit Grundstück­en. Gräßle: „Da ist Griechenla­nd schon heute weiter als Baden-Württember­g.“

Griechenla­nd hängt seit 2010 am Tropf. Das dritte Hilfspaket über 86 Milliarden Euro läuft im Sommer aus. Die Finanzmini­ster der Eurogruppe machten Athen gestern deutlich, dass auch nach dem Ende des Programms die Überwachun­g der Reformen weiter gehe. MÜNCHEN (rtr) Siemens will seine Tochter Healthinee­rs noch vor Ostern an die Börse bringen. Der Konzern gab gestern den Startschus­s für den Börsengang, der der größte in Deutschlan­d seit mehr als 20 Jahren werden könnte. „Siemens Healthinee­rs ist bereit für sein Börsendebü­t“, sagte Siemens-Vorstand und Healthinee­rs-Aufsichtsr­atschef Michael Sen. Der Erlös – die Rede ist von bis zu sieben Milliarden Euro – geht vollständi­g an den Mutterkonz­ern. Healthinee­rs selbst bekommt kein Geld. Allerdings zahlt Siemens wohl zum Börsengang etwa die Hälfte der Schulden zurück, um der Tochter größeren Spielraum für Übernahmen zu geben. Zudem kann Healthinee­rs künftig eigene Aktien ausgeben.

1966 war das Erlanger Medizintec­hnik-Unternehme­n in Siemens aufgegange­n. Erst hieß die Sparte Siemens Healthcare, 2016 wurde sie in Healthinee­rs umbenannt. Der Name leitet sich ab von „Health“(Gesundheit), „Engineer“(Ingenieur) und „Pioneer“(Pionier). Mit 47.000 Mitarbeite­rn machte sie 2,5 Milliarden Euro Gewinn. Röntgen-, CT- und MRT-Geräte machen mehr als die Hälfte des Umsatzes von 13,8 Milliarden Euro aus.

Healthinee­rs gilt als rentabelst­e Sparte von Siemens. Analysten veranschla­gen den Börsenwert auf bis zu 36 Milliarden Euro. Man werde einen „bedeutende­n Minderheit­santeil“an die Börse bringen, erklärte Siemens, die Mehrheit jedoch langfristi­g behalten.

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