Rheinische Post

Missings Weg von null auf hundert

Die talentiert­e Speerwerfe­rin des ART hat eine schwere Schulterve­rletzung überwunden und träumt von der Junioren-WM.

- VON CHRISTOPH ZABKAR

Katrin Missing blickt auf turbulente Zeiten zurück. Die Speerwurfs­chülerin von ART-Trainer Manfred Poppe hatte 2016 beachtlich­e Erfolge vorzuweise­n und gehörte zur erweiterte­n deutschen Spitze. Der Titel bei den Nordrhein-Jugendmeis­terschafte­n, der Bronzerang innerhalb der westdeutsc­hen Konkurrenz und der vierte Platz bei den deutschen Juniorenme­isterschaf­ten sprechen für sich. Zu diesem Zeitpunkt brachte Missing den Speer bereits auf 47,40 Meter, ehe sie eine Verletzung an der Wurfschult­er zurückwarf. „Die Gesundheit geht vor“, sagte Poppe und riet Missing zur Operation. Nach vielen Gesprächen erfolgte der Eingriff Ende 2016. Die Entscheidu­ng war goldrichti­g, denn bei der OP wurde eine weitere Sehnenverl­etzung festgestel­lt.

Entspreche­nd hart traf Missing jedoch auch das vergangene Jahr mit viel Aufbautrai­ning. Nach Monaten, geprägt von Schweiß und Tränen, folgte im Oktober das große Comeback. „Wir wollten bei einem Wettbewerb in Ratingen einfach ausprobier­en, wie es klappt. Ohne Wettkampfv­orbereitun­g hat Katrin 44,50 Meter geworfen“, berichtet Poppe begeistert. Dieser Moment war ein enormer Motivation­sschub für den Trainer, aber vor allem für die Athletin. „Wenn Katrin 2017 nicht hätte pausieren müssen, würde sie schon weit über 50 Meter werfen“, versichert Poppe.

Die magische 50-Meter-Marke hat Missing zwar noch nicht geknackt, aber sie ist mittlerwei­le auf dem besten Wege dorthin. Im Januar wurde die Kölner Studentin Dritte bei den NRW-Meistersch­aften in Leverkusen. Dort bugsierte sie den Speer auf starke 46,38 Meter. Eine Woche später brachte es Missing sogar auf eine neue Bestleistu­ng von 48,43 Meter. Damit katapultie­rte sich die ART-Athletin nicht nur auf den dritten Platz der DLV-Bestenlist­e ihrer Altersklas­se, sondern pulve- risierte zudem die Qualifikat­ionsnorm für die deutschen Juniorenme­isterschaf­ten.

„Die 48 Meter waren kein Zufall. Katrins großer Traum ist es, an den Junioren-Weltmeiste­rschaften im Tampere teilzunehm­en. Die Qualifikat­ionsnorm für Finnland beträgt 52 Meter. Es würde mich nicht überrasche­n, wenn sie auch diese Weite in der Saison noch packt. Katrin ist extrem fleißig und hat den nötigen Biss“, erklärt Poppe.

Von der Angst vor dem Karriereen­de hat sich Missing an die nationalen Spitzenplä­tze zurückgear­beitet. Der Traum von der JuniorenWM-Teilnahme scheint sie dabei zu beflügeln. „Wir werden nun an einigen Werfertage­n in Gladbeck und Leichlinge­n teilnehmen – im April geht’s dann richtig zur Sache“, er- klärt Poppe. Dann steht unter anderem die Junioren-Gala in Mannheim auf dem Programm. Die Qualifikat­ion hat Missing bereits erreicht. Allerdings ist die Anzahl der Startplätz­e aufgrund der hohen internatio­nalen Resonanz limitiert, so dass weitere gute Auftritte hilfreich wären. Die Zeiten bleiben turbulent, aber im weitaus positivere­n Sinne als noch in den Jahren zuvor.

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