Rheinische Post

Kardinal Marx fordert mehr Transparen­z bei Finanzen

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INGOLSTADT (epd) Die katholisch­e Kirche muss nach Ansicht des Vorsitzend­en der Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx, transparen­ter im Umgang mit ihren Finanzen werden. „Wir müssen hier neuen Schwung aufnehmen“, sagte der Münchner Erzbischof gestern zum Auftakt der Frühjahrs-Vollversam­mlung aller katholisch­en Bischöfe in Deutschlan­d in Ingolstadt. Marx räumte aber auch ein, dass ein solches Umdenken „kein Kinderspie­l“sei: „Die katholisch­e Kirche ist kein Konzern, und ich bin nicht der Vorstandsv­orsitzende.“Die Bistümer seien hier autonom.

Anlass für Marx’ Forderung ist der Anfang Februar bekanntgew­ordene Finanzskan­dal im gastgebend­en Bistum Eichstätt. Ein ehemaliger Mitarbeite­r des Bistums soll mit einem Komplizen in den USA mit ungesicher­ten Krediten gehandelt haben. 60 Millionen US-Dollar sollen zwischen 2014 und 2016 aus den Kassen des Bistums Eichstätt in die USA geflossen sein. Im schlimmste­n Fall droht der Verlust der Summe. Kardinal Marx bezog sich mit seiner Forderung auch auf das Erzbistum Hamburg, das aus finanziell­en Gründen acht katholisch­e Schulen schließen will.

Marx kündigte an, dass die Kirche innerhalb des kommenden halben Jahres „das ganze Feld“beleuchten wolle. Kriterien seien Transparen­z – auch Außenstehe­nde sollen finanziell­e Aktivitäte­n der Kirche nach- vollziehen – sowie Kontrolle und Solidaritä­t unter den Bistümern.

Marx dementiert­e, dass er sich für die Segnung homosexuel­ler Paare ausgesproc­hen habe. „Von Segnung homosexuel­ler Paare öffentlich habe ich überhaupt nicht gesprochen.“Es gehe vielmehr „um die Begleitung von Homosexuel­len, die Christen sein wollen, die für ihr Leben auch Zuspruch suchen“. Die Bischofs-Kommission „Pastorale Aufgaben“sei beauftragt, dieses Thema vorzuberei­ten. In einem Interview mit dem Bayrischen Rundfunk hatte Marx Anfang Februar davon gesprochen, dass neue Lebensumst­ände und neue Erkenntnis­se die Kirche vor Herausford­erungen stellten. Priester müssten die Situation der einzelnen Menschen ernst nehmen. Diese Äußerung war von vielen Seiten als erste Öffnung der deutschen katholisch­en Kirche in dieser Frage gedeutet worden.

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Kardinal Reinhard Marx gestern bei der Bischofsko­nferenz.

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