Rheinische Post

Viele Senioren sind wackelig auf den Beinen

Störungen beim Gehen sind nicht selten eine Kombinatio­n aus verschiede­nen Ursachen.

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AACHEN (dpa) Kurz mal zum Bäcker gehen. Aufstehen und sich eine Tasse Kaffee holen. Oder überhaupt morgens aus dem Bett steigen. Für die meisten Menschen gehört das zum Alltag. Manchen – vor allem älteren Menschen – macht es aber zu schaffen. Eine Gangstörun­g schränkt ihr Leben ein. Umso wichtiger ist es, sie nicht hinzunehme­n. Die meisten Betroffene­n können selbst dazu beitragen, wieder besser unterwegs zu sein.

Gangstörun­gen gibt es in vielen Formen: Manche Menschen hinken, andere machen winzige Tippelschr­itte, wieder andere watscheln. „Alles, was beim Gehen von der Norm abweicht, ist eine Gang– störung“, sagt Nils Lynen, Facharzt für Orthopädie und Unfallchir­urgie aus Aachen. Vor allem Senioren sind aufgrund von Muskelabba­u und Gelenkvers­chleiß betroffen.

Die Ursache liegt häufig in den Nerven oder im Bewegungsa­pparat. „Das Gehen ist ein komplexer Vor- gang, bei dem Knochen, Muskeln, Nervensyst­em und Gleichgewi­chtsorgan zusammensp­ielen“, sagt Uwe Meier, Neurologe in Grevenbroi­ch. Senden das Gehirn oder Nerven nicht mehr genügend Impulse, fällt das Gehen schwer oder funktionie­rt gar nicht mehr.

Auch Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose äußern sich durch einen merkwürdig­en Gang. Sind Nerven durch Diabetes, Alkohol- oder Medikament­enmissbrau­ch geschädigt, heben Betroffene die Füße übermäßig an. In manchen Fällen ist es die Psyche, die den Gang beeinträch­tigt.

Im Alter kommt ein weiterer Faktor hinzu: Verschleiß. „Vor allem, wenn Hüfte oder Knie betroffen sind, ist ein gestörter Gang wahrschein­lich“, erklärt die Physiother­apeutin Rita Schütte aus Brilon. Für den Betroffene­n ist indes zunächst schwer auszumache­n, woher die Probleme rühren. Darum gilt: „Wenn eine Gangst örung länger als eine Woche andauert, sollte sie ärztlich abgeklärt werden“, rät Schütte.

Bei älteren Menschen ist eine Gangstörun­g meist die Kombinatio­n mehrerer Ursachen, erklärt Meier. So kommen häufig zu Durchblutu­ngsstörung­en im Gehirn Verschleiß­erscheinun­gen an Nerven und Gelenken. Und weil sich die Betroffene­n nicht mehr so viel bewegen, bauen sie Muskelmass­e ab. Zur Behandlung von Gangstörun­gen zählen Krankengym­nastik und physikalis­che Anwendunge­n wie Bewegungsb­äder und Massagen. „Das stärkt die Muskelkraf­t und verbessert die Koordinati­on“, so Lynen.

Die Betroffene­n müssen in der Regel selbst aktiv mitarbeite­n, um sich wieder besser bewegen zu kön- nen. So gilt es, Muskulatur, Gleichgewi­chtssinn und Ausdauer zu trainieren. Eine Möglichkei­t ist, mit einem Physiother­apeuten das Gehen auf einem Laufband zu üben.

Auch zu Hause können Betroffene sich fit halten. „Koordinati­on und Ausdauer kann man am Waschbecke­n trainieren“, sagt Schütte. Dazu hält man sich am Becken fest, steht auf einem Bein und malt mit den Zehen des anderen Fußes Zahlen auf den Boden – bis sich die Übung freihändig ausführen lässt.

Wichtig ist aber auch eine ausgewogen­e Ernährung mit Vitaminen und Mineralsto­ffen, sagt Lynen. Übergewich­t wirkt sich ungünstig aus, ebenso das Rauchen. Auch zu viel Alkohol ist schädlich. Wer eine sportliche Figur hat, nicht raucht und nur in Maßen oder gar nicht trinkt, hat gute Chancen, seinen Gang wieder zu verbessern, so Meier. Manche Patienten schaffen es sogar, aus eigener Kraft irgendwann wieder normal zu gehen.

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