Rheinische Post

EU-Außenminis­ter erörtern Lage in Syrien

Der Europapoli­tiker über einen Finanzmini­ster der SPD, die Chancen der großen Koalition und den Krieg in Syrien.

-

BRÜSSEL (dpa) Die Außenminis­ter der EU-Staaten beraten heute in Brüssel über die Lage in Syrien. Nach der Verabschie­dung der UN-Resolution für eine Waffenruhe soll die Gewalt in der Region Ost-Ghuta zwar zurückgega­ngen sein. Berichten zufolge aber gibt es weiter Angriffe der syrischen Regierung auf das Rebellenge­biet. Für die EU geht es darum zu prüfen, wie mehr für die leidende Zivilbevöl­kerung getan werden könnte. Zudem steht die Frage im Raum, ob die EU stärker auf die Türkei einwirken könnte, um eine Ausweitung des Konflikts in der Region Afrin zu verhindern.

In der CDU herrscht großer Unmut. Haben SPD und CSU Merkel bei der Groko über den Tisch gezogen? WEBER Ich sehe vor allem die Bürger als Gewinner, weil unser Land vorankommt. Die CSU hat bereits dem Koalitions­vertrag zugestimmt. Ich bin sicher, dass die anderen folgen. Drei Kernminist­erien an die SPD, eines an die CSU – was bleibt da für Ihre Schwesterp­artei? WEBER Es geht nicht um Posten, sondern um Inhalte. Und da haben wir klare Regelungen zu allen Themen. Da muss sich auch ein SPD-Finanzmini­ster an die vereinbart­en Stabilität­skriterien halten. Der Schäuble-Weg, den wir im Koalitions­vertrag vereinbart haben, muss von seinem Nachfolger weitergefü­hrt werden. Die neue große Koalition will die Sparpoliti­k Schäubles verlassen. WEBER Nein. Wir werden den Reformkurs fortsetzen, aber nicht zusätzlich sparen, weil wir in Europa 2,5 Prozent Wachstum haben. Die Europoliti­k ist erfolgreic­h. Was fehlt, sind Investitio­nen. Und die haben wir vereinbart. Der Koalitions­vertrag liest sich wie ein fulminante­s Ausgabenpr­ogramm auf Kosten der Steuerzahl­er. WEBER Ich erwarte von einem künftigen SPD-Finanzmini­ster, dass er sich öffentlich zu Stabilität und der schwarzen Null bekennt. Zuvor muss die SPD-Basis noch zustimmen. Sind Sie da sicher? WEBER Es gibt das klare Signal der Menschen: „Hört auf mit der parteipoli­tischen Selbstbesp­iegelung.“Die SPD-Basis wird es beherzigen und zustimmen. Noch nie ist eine Partei so unwillig in eine Koalition gegangen wie die SPD? WEBER Es geht doch um die Frage, ob wir gestalten oder Angst machen wollen. Ich bin fürs erstere. Und der Koalitions­vertrag ist ein klares Bekenntnis zu einem starken Staat, der die Bürger schützt, die Justiz stärkt, mehr Polizisten einstellt und bei der Zuwanderun­gspolitik auf Kontrolle setzt. Und er ist zugleich ein Signal für ein starkes Europa. Nach zwei Jahren an der Regierung wollen Union und SPD den Koalitions­vertrag noch einmal neu überprüfen. Etwa, um Angela Merkel stürzen zu können? WEBER Wenn die SPD zustimmt, bin ich sicher, dass die Koalition vier Jahre hält und in dieser Zeit Angela Merkel Bundeskanz­lerin bleibt. Sie tut Deutschlan­d und Europa gut. Und ihre Nachfolger­in heißt Annegret Kramp-Karrenbaue­r? WEBER Sie ist als Generalsek­retärin eine hervorrage­nde Wahl und steht für einen Aufbruch in der CDU. ... und wird Kanzlerkan­didatin der Union für 2021? WEBER Ich spekuliere nicht. Ich finde, auch eine ganze Reihe Namen der CDU für das neue Kabinett sind starke Persönlich­keiten für die Zukunft. In Europa geht es zurzeit um den Haushalt, eine Billion Euro bis 2027. Die Niederländ­er plädieren für weniger Ausgaben. Sie auch? WEBER Das ist zu einfach. Das Geld in der EU ist gut angelegt. Mit dem europäisch­en Haushalt werden die ländlichen Räume stabilisie­rt, soziale Programme und Weiterbild­ung finanziert oder die Forschung gefördert. Das ist sehr wertvoll. Wollen Sie neue Steuern für Europa? WEBER Das ist nicht die erste Frage. Die lautet: Was brauchen wir für Europa? Wenn wir sinnvolle Ziele haben, dann können wir später einmal zusätzlich­e Einnahmen schaffen wie die Finanztran­saktionsst­euer. Die kann aber nur funktionie­ren, wenn sie unseren Finanzplät­zen nicht schadet. Merkel hat Assad Massenmord vorgeworfe­n. Erschwert das eine Lösung für Syrien?

 ??  ?? Manfred Weber (45) ist Fraktionsc­hef der Europäisch­en Volksparte­i im Europaparl­ament.
Manfred Weber (45) ist Fraktionsc­hef der Europäisch­en Volksparte­i im Europaparl­ament.

Newspapers in German

Newspapers from Germany