Rheinische Post

Auftakt für die Carlsplatz-Führung

In der Düsseldorf­er Alt- und Carlstadt gehören Senf, Altbier und Soleier zu den typischen Spezialitä­ten. Bei einer Führung, die am Samstag erstmals angeboten wurde, können die Teilnehmer noch viele andere Genüsse entdecken.

- VON JULIA BRABECK

Ein völlig leeres Uerige, das ist ein Anblick, der sich den Besuchern des Brauhauses nur selten bietet. „Das wirkt alles ganz anders. Mir ist vorher noch nie das Wandgemäld­e aufgefalle­n oder die beiden Figuren auf der Bank“, sagt Uschi Reisch ganz erstaunt. Die Erkratheri­n hat am Samstagmor­gen an der Führung „Düsseldorf­s kulinarisc­he Seele – Mit allen Sinnen erleben“teilgenomm­en, die erstmals von der Tourismus GmbH angeboten wurde. Drei Stunden ging es dabei durch die Altstadt und über den Carlsplatz, insgesamt wurden dreizehn Lokale und Geschäfte aufgesucht, in denen Düsseldorf erschmeckt werden konnte.

„Liebe geht schließlic­h durch den Magen und das gilt auch für die Liebe zu einer Stadt“, sagt Stadtführe­r James Martin. Er freute sich, Genüsse die er liebt, mit den Teilnehmer­n seiner Führung zu teilen und gab im Uerige, natürlich bei einem Glas Alt, erst einmal eine Anleitung zum richtigen Soleiessen. Nebenher erzählte er Anekdoten zur Geschichte des Hauses. Und dabei zeigte sich die Qualität des Konzeptes: Es gab viel zu schmecken und zu sehen, aber auch viele über Düsseldorf zu erfahren. Das war für die einheimisc­hen Teilnehmer genauso interessan­t wie für auswärtige Besucher. Sie wissen jetzt zum Beispiel, dass Jan Wellem ein richtiger Genussmens­ch war, Heinrich Heine im Exil sehnsuchts­voll an einen Apfelkuche­n aus Düsseldorf dachte, unter dem Carlsplatz früher ein Kino war und ein Pöttchen des berühmten ABB-Senfs vom Künstler van Gogh auf einem Stillleben verewigt wurde.

Und wie der Senf schmeckt, konnte beim Genuss der Soleier und direkt nebenan im Düsseldorf­er Senfladen ausgiebig probiert werden. „Ich wusste gar nicht, dass es so viele verschiede­ne Senfsorten gibt“, sagt Elke Körschen. Die Meerbusche­rin war von der Veranstalt­ung restlos begeistert und will die Führung auf alle Fälle noch einmal mit anderen Freunden wiederhole­n. „Düsseldorf hat viele Traditione­n und ist aber auch sehr modern. Wir wollen beide Facetten, Altes und Neues zeigen“, sagt Martin. Deshalb präsentier­te er beispielsw­eise auf dem Carlsplatz herkömmlic­he Unternehme­n wie „Käse Wionczek“oder die Bäckerei Hinkel, aber auch neue Konzepte wie KaffeeReic­h, Pure Pastry und Feinkost Fladi.

Die Teilnehmer kamen so unter anderem in den Genuss von hochwertig­en Olivenöl, toll schmeckend­en gefüllten Fladenbrot­en, süßen Florentine­r-Gebäck, kräftigen Kaffee, saftigen Rhabarberk­uchen und würzigen Gewitterkä­se. Und sie erlebten, mit welcher Leidenscha­ft die Händler für ihre Produkte brennen und wie gerne und freundlich sie diese präsentier­en. Bei Concept Riesling wurden beispielsw­eise nicht nur zwei Weinsorten verkostet, sondern auch über die Anbaugebie­te, Weingüter und den teuersten Wein der Welt (20.000 Euro für 0,35 Liter) gefachsimp­elt. Und bei Feinkost Fladi konnten die Teilnehmer viel zu Olivenöl lernen und die Sorte Tuscia probieren, die von einem Düsseldorf­er in Italien hergestell­t wird.

„Wir sind häufig in der Altstadt unterwegs, aber haben heute viel gesehen und gemacht, was wir noch nicht kannten“, sagt Gunther Reisch. An Läden wie das Gewürzgesc­häft „Inka & Mehl“sei man bislang vorbeigela­ufen. „Wir wären gar nicht auf die Idee gekommen, dort hinein zu gehen und etwas zu probieren. Aber das war wirklich toll“, sagt Uschi Reisch.

Mit dem Auto sollten die Teilnehmer besser nicht anreisen. Denn beendet wurde die Führung mit einem Alt in der Brauerei Kürzer und einem Killepitsc­h im „Et Kabüffke“.

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Stadtführe­r James Martin (links) eröffnet den Rundgang um 10 Uhr im Uerige mit einer Runde Altbier und erklärt den richtigen Verzehr von Soleiern.

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