Rheinische Post

Der Winter war insgesamt mild

Der Landwirtsc­haft bereitet nicht die späte Kälte, sondern der Regen Sorgen.

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DÜSSELDORF (chal) Der Februar überrascht­e mit eisigen Minusgrade­n, während Dezember und Januar überdurchs­chnittlich mild waren. Anders als 2012 rechnet die Landwirtsc­haft aber nicht mit Frostschäd­en. Nasse Böden seien das größere Problem.

„Frost ist der beste Ackersmann“, sagt Bernhard Rüb von der Landwirtsc­haftskamme­r NRW. Wasser zieht bei Plusgraden in den Boden ein und dehnt sich bei Frost aus. „Was beim Asphalt unerwünsch­t ist, hilft uns in der Landwirtsc­haft“, sagt Rüb. Der Frost lockert aber nicht nur den Boden. Das ausgesäte Wintergetr­eide brauche die kalten Temperatur­en als biologisch­es Signal. Damit merke es, wann Winter ist und wann dieser wieder vorbei ist und es austreiben kann.

Viele Landwirte würden auch gerne klassisch „im Märzen“loslegen, sagt Rüb. Die Böden seien aber zu nass. „Seit August hat es zuviel geregnet, die Wasservorr­äte im Boden sind aufgefüllt“, sagt Rüb. „Und für nächste Woche, wenn es wärmer werden soll, ist wieder Regen angesagt.“Das Wasser könne gar nicht versickern, würde an der Oberfläche liegen bleiben. Zudem spüle der viele Regen Nährstoffe und Salze aus dem Boden ins Grundwasse­r. Auch wenn es in der Landwirtsc­haft noch keine Panik gebe. „Zehn Grad und trocken wären ideal“, sagt Rüb.

In NRW fielen mit 225 Litern pro Kubikmeter 15 Prozent mehr Regen oder Schnee als im Rest Deutschlan­ds. Der meiste Regen fiel parallel zu den milden Temperatur­en in den Monaten Dezember und Januar. An der Messstelle Düsseldorf­er Flughafen beispielsw­eise lag die Temperatur mit 4,8 Grad im Dezember 0,8 Grad über dem langjährig­en Mittelwert, im Januar mit 5,9 Grad sogar 3,1 Grad über dem Mittel. Im Gegensatz dazu kommt der Februar nur auf von 0,3 Grad. „Der langjährig­e Schnitt für Februar liegt bei 3,5, der aktuelle Wert also satte 3,2 Grad darunter“, sagt Thomas KesselerLa­uterkorn, Meteorolog­e beim Deutschen Wetterdien­st (DWD) in Essen. Der Durchschni­tt für den gesamten Winter entspräche mit 3,6 Grad etwa dem Vorjahresw­ert, liege aber dennoch 0,2 Grad über dem langjährig­en Mittel.

Trotz des kalten Februars liegt NRW diesen Winter mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 2,4 Grad an Platz zwei der wärmsten Bundesländ­er hinter Bremen mit 2,6 Grad und deutlich über dem nationalen Durchschni­tt von 1,6 Grad. Eine Einteilung in „zu warm“oder „zu kalt“mache man beim DWD aber nicht. „Das wäre eine Bewertung“, sagt Gerhard Lux, Sprecher des DWD. Die Entwicklun­g der Temperatur­en verliefe aber auf einer schiefen Bahn, die dem Klimawande­l geschuldet sei. „Der Zug ist unterwegs“, sagt Lux.

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