Rheinische Post

Der Sommer der ersten großen Liebe

Der Film „Call Me By Your Name“erzählt in mondänem Ambiente eine Geschichte vom Erwachsenw­erden in den 1980er Jahren.

- VON PETER CLAUS

(dpa) Bisher ist Timothée Chalamet dem großen Publikum kaum bekannt. Aufgefalle­n ist der jetzt 22jährige New Yorker 2012 allein den Fans des TV-Serien-Hits „Homeland“in einer Nebenrolle. Im Jahr darauf hatte er einige Schlagzeil­en, als er mehrfach an der Seite von Madonnas Tochter Lourdes zu sehen war. Jetzt aber ist seine Popularitä­t enorm gestiegen; auf der Internetpl­attform Instagram etwa hat er mehr als 700.000 Follower. Ein Grund dafür ist seine Oscar-Nomi-

Je mehr die Handlung voranschre­itet, umso weniger interessie­rt, dass eine gleichgesc­hlechtlich­e Beziehung im Zentrum steht. Denn es werden allgemeing­ültige Fragen über die Schönheit und die Schwierigk­eit der ersten großen Liebe beleuchtet. Für Spannung sorgt der emotionsre­iche Wechsel von Anziehung und Ablehnung, Zuneigung und Zweifel im Banne flirrender Erotik.

Wesentlich für die Wirkung des Films ist das luxuriöse Ambiente der Villa mit riesigem Garten am Gardasee. Elios intellektu­elle Familie samt Köchin und Gärtner wirkt gelegentli­ch wie das Personal einer Story aus einem Hochglanzm­agazin. Und wenn Oliver mit Elios Vater, einem renommiert­en Archäologi­e-Professor, hochtraben­d dessen Arbeit diskutiert, mutet das gelegentli­ch ein wenig aufgesetzt an.

Doch selbst wenn man die Ferne zum Alltag der meisten Kinobesuch­er kritisch bemerkt, kann man sich dem Reiz der Romanze kaum entziehen. Das ist in hohem Maße den hervorrage­nden Schauspiel­ern zu danken. Timothée Chalamet setzt nicht allein auf seine Jugend. Er verfügt schlichtwe­g über das Können, die Zuschauer durch Mimik und Gestik in das Innere des Jugendlich­en blicken zu lassen. Das hat ihm zu Recht die Oscar-Nominierun­g beschert.

Neben Chalamet zeigt Armie Hammer („Nocturnal Animals“) eine Glanzleist­ung. Man nimmt dem 31-Jährigen nicht nur den vor Männlichke­it nur so strotzende­n Studenten ab. Mit kleinsten Mitteln gelingt es auch ihm, eine emotional wunderbar reiche Charakters­tudie zu entwickeln. Amira Casar (bekannt aus der Daniel-KehlmannVe­rfilmung „Ich und Kaminski“) als Elios kunstliebe­nde Mutter und Michael Stuhlbarg als hoch gebildeter Vater ergänzen die zwei Hauptdarst­eller mit ihren leisen Darstellun­gen verständni­svoll gewogener Feingeiste­r bestens.

Kenner der Filmgeschi­chte werden sich an elegante und very bri- tish anmutende Hits wie „Zimmer mit Aussicht“und „Maurice“erinnern, Meisterwer­ke, die in der Zeit entstanden sind, in der dieser Film spielt. Das überrascht nicht. Denn deren Schöpfer, der Amerikaner James Ivory, hat „Call My By Your Name“als Co-Produzent und Drehbuchau­tor seinen unverwechs­elbaren Stempel des kultiviert­en, psychologi­sch ausgefeilt­en Erzählens aufgedrück­t.

Der Film wurde bereits mehrfach ausgezeich­net. Nun steht die Oscarverle­ihung an. Neben der Nominierun­g für Chalamet als bester Hauptdarst­eller geht das Drama auch in den Kategorien bester Film, bestes adaptierte­s Drehbuch und bester Filmsong („Mystery of Love“von Sufjan Stevens) ins Rennen.

Für Timothée Chalamet ist es dabei aber inzwischen fast egal, ob er gewinnt oder nicht. Er hat schon jetzt Angebote für neue Rollen erhalten, mit denen er sich in die Garde der Hollywood-Stars einreihen könnte. Bewertung:

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Archäologi­e-Professor Mr. Perlman (Michael Stuhlbarg, l.) mit seinem Sohn Elio (Timothée Chalamet, M.) und Feriengast Oliver (Armie Hammer).

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