Rheinische Post

NRW-Ministerie­n wachsen rasant

Schwarz-Gelb baut deutlich schneller Stellen auf als Rot-Grün.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Seit dem Regierungs­wechsel hat sich das Tempo des Stellenauf­wuchses in den Landesmini­sterien mehr als vervierfac­ht. Schwarz-Gelb hat seit Ende Juni 542 neue Stellen in der Ministeria­lverwaltun­g geschaffen, wie das NRWFinanzm­inisterium auf Anfrage mitteilte. Den Angaben zufolge schuf die rot-grüne Vorgängerr­egierung in den Jahren 2010 bis 2017 insgesamt 1257 Stellenzug­änge.

Damit hat Schwarz-Gelb pro Monat im Schnitt 67,8 neue Stellen geschaffen. Bei Rot-Grün betrug der monatliche Stellenauf­wuchs in den NRW-Ministerie­n im Schnitt 15.

Im Koalitions­vertrag hatten CDU und FDP versproche­n: „Wir werden einen umfassende­n Bürokratie­abbau vorantreib­en.“Legt man die eigenen Berechnung­en der rot-grünen Vorgängerr­egierung zugrunde, fällt der Bürokratie-Aufbau-Vergleich für Schwarz-Gelb aber noch schlechter aus. Demnach betrug der Stellenauf­wuchs in den sieben rotgrünen Regierungs­jahren sogar nur 567, wie aus damaligen Regierungs­veröffentl­ichungen hervorgeht. Bei dieser Zahl hatte die damalige Landesregi­erung alle Stellen herausgere­chnet, die durch bloße Funktions- verlagerun­gen aus anderen Verwaltung­sbereichen in die Ministeria­lkapitel hinein entstanden sind – etwa durch die damalige Auflösung von Versorgung­sämtern. Vor diesem Hintergrun­d sagte der Finanzexpe­rte der Landtags-SPD, Martin Börschel, die neue Regierung habe „in deutlich weniger als einem Jahr fast so viele neue Stellen geschaffen wie wir in sieben Jahren“.

155 der neu geschaffen­en Ministeriu­msstellen begründet SchwarzGel­b mit der Stärkung der inneren Sicherheit. „Die durch die neuen Stellen entstehend­en Mehrkosten werden über die Legislatur­periode im Haushalt eingespart“, versprach ein Sprecher des NRW-Finanzmini­steriums.

„Die Mehrkosten werden wieder eingespart“

NRW-Finanzmini­sterium

Weniger Vorschrift­en, dann braucht man auch weniger Beamte, um die Vorschrift­en zu überwachen: Mit diesem Konzept für Wirtschaft­swachstum und gegen Bürokratie machte NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) Wahlkampf. Nach acht Monaten im Amt holt ihn die Realität ein: Sein Ministeria­lapparat wächst bisher sogar schneller als zu Zeiten der Vorgängerr­egierung.

Wenn Laschet darauf angesproch­en wird, verweist er auf „unverzicht­bare Aufgaben, um zwingende Verbesseru­ngen einzuleite­n, etwa bei der inneren Sicherheit“. Aber auf diesen Bereich entfällt weniger als ein Drittel der neuen Stellen. Selbst wenn man diese herausrech­net, verschling­en alle übrigen neuen Stellen alleine im laufenden Jahr 26,5 Millionen Euro zusätzlich. In den Folgejahre­n wird der Betrag kaum kleiner.

Diese Kosten sollen an anderer Stelle eingespart werden. Wo genau, sagt die Regierung aber nicht. Und so wird die schwarz-gelbe Achillesfe­rse erneut sichtbar: Das Kabinett Laschet macht vieles richtig. Aber es hat keine Spardiszip­lin.

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