Rheinische Post

„Keine Visionen für Düsseldorf“

- VON UWE-JENS RUHNAU

Es gibt Abende, die erreichen ihr gestecktes Ziel nicht mal halbwegs. Der Zukunftsdi­alog der CDU zum Thema Kultur litt unter der großen Perspektiv­e, die unter der Überschrif­t „Kunststadt Düsseldorf – wohin?“gesucht wurde, und einer Moderation, die diese Frage nicht einmal zwingend stellte. Der Saal im Medici-Hotel war dicht gefüllt, das Resümee zog bei der Publikumsr­unde Ben Riepe, der aufstreben­de Choreograp­h. „Ich wundere mich, wir haben keine Visionen für Düsseldorf entwickelt.“

Dennoch war das ein oder andere interessan­te Detail aufzuschna­ppen. Dass Düsseldorf ein Fotozentru­m gut gebrauchen könnte, ist zum Allgemeinp­latz geworden. Felix Krämer, neuer Hausherr im Museum Kunstpalas­t, merkte dazu an, dass vieles zur Fotogeschi­chte fehle und man vor allem die Ursprünge des Mediums eher in Köln oder Essen besichtige­n könne. Auch fehle Depotraum für Fotokunst. Katharina Sieverding – Moderator Carl Friedrich Schröer brachte es fertig, sie als Letzte anzusprech­en – hätte viel lieber eine „internatio­nale Media Power Station“, in der die Kunst des 21. Jahrhunder­ts produziert und ausgetausc­ht werden kann. Die Beuys-Schülerin vermisst Raum zum Nachdenken und bedauerte, dass der Lehrbegrif­f ihres Meisters (antischuli­sch, antiakadem­isch) an der Kunstakade­mie inzwischen „nahezu ausgelösch­t“sei.

Sammler Gil Bronner lobte die Kulturstad­t Düsseldorf über den grünen Klee („Weltkunstz­entrum“), was mit Blick auf die Vielzahl weltberühm­ter Künstler unbestritt­en blieb. Krämer meinte jedoch, die Institutio­nen seien „in keinem guten Zustand“. In Frankfurt heiße es „mein Städel“(8000 Mitglieder im Freundeskr­eis), in Düsseldorf aber nicht „mein Kunstpalas­t“(1000 Mitglieder im Freundeskr­eis). „Die Museen strahlen hier nicht so, wie man es erwarten könnte.“

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