Rheinische Post

Herr Hollerbach hofft

Über den Treudelber­g zurück in den Kampf um den Klassenerh­alt: Für den Hamburger SV ist der Abstiegssh­owdown gegen Mainz so etwas wie die letzte Chance. Trainer Bernd Hollerbach setzt auf den Trainingsl­ager-Effekt.

- VON PEER LASSE KORFF UND CHRISTOPH STUKENBROC­K

HAMBURG (sid) Bernd Hollerbach ist ein Kämpfer. Abstiegs-Showdown? Endspiel um den Klassenerh­alt? Die großen Schlagzeil­en um die vermeintli­ch „letzte Chance“des Hamburger SV perlen regelrecht an ihm ab. Vor dem so wichtigen Heimspiel gegen Mainz 05 predigt der Trainer jedenfalls unbeeindru­ckt seinen großen Glauben an den Klassenerh­alt. „Wenn wir am Samstag drei Punkte holen, sind wir wieder dabei“, sagte der 48-Jährige mit ruhiger Stimme: „Dann können wir wieder Druck machen.“

Hollerbach­s Hoffnung lebt. Trotz seiner persönlich­en Horrorseri­e mit vereinsübe­rgreifend 22 Spielen ohne Sieg. Trotz auch der ziemlich verfahrene­n Situation beim HSV mit bereits sieben Punkten Rückstand auf den Gegner am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Trotz der großen Unruhe im Klub mit Diskussion­en um alle sportliche­n Führungsfi­guren – zu denen auch Hollerbach gehört.

„Ich konzentrie­re mich auf das, was ich beeinfluss­en kann“, sagte der einstige Verteidige­r, der keinen Ball verloren gab, der nie aufsteckte: „Wir werden kämpfen bis zum Schluss und brauchen jetzt ein Erfolgserl­ebnis. Am Samstag haben wir die Chance, wieder in die Spur zu finden.“

Für den Coach ist die Situation alles andere als dankbar, doch Jammern ist seine Sache nicht. Natürlich blickt alles auf Hollerbach­s Negativlau­f, der schon bei den Würzburger Kickers begann und sich nun mit fünf sieglosen Partien bei den Hanseaten fortsetzte. Insgesamt wartet der HSV sogar schon seit elf Partien auf einen Sieg. Vieles haben sein Vorgänger Markus Gisdol und er versucht, doch der schwache Offensivmo­tor stottert noch immer. 18 Tore nach 24 Spielen – hier zeigten sich die Rothosen bislang nicht bundesliga­tauglich.

„Wir müssen nach vorne noch mehr Gier entwickeln“, sagte der frühere Profi: „Wir haben 105 Pro- zent gegeben. Jetzt müssen wir mal 120 Prozent geben.“Herauskitz­eln will er die fehlenden Prozente nun vor allem in Gesprächen im Kurztraini­ngslager im Hotel Treudelber­g, in dem Hollerbach das Team vom Trubel in Hamburg abschirmen will. Seit Wochen geht es an der Elbe höchst emotional zu, der drohende erste Abstieg bewegt die Gemüter.

„Wir sind noch lange nicht abgestiege­n – auch wenn es einige glauben“, sagte Hollerbach wieder und wieder. Und wieder und wieder. Doch er weiß auch, dass die Hoff- nung an der Elbe wohl nur mit einem Sieg gegen die Rheinhesse­n wieder aufkeimt. Danach müssen die Norddeutsc­hen zum Auswärtssp­iel zu Bayern München.

Die Rettercamp­s des HSV haben sich in den schon schwierige­n Vorjahren allerdings stets als wirksam erwiesen. Egal, ob es 2015 nach Malente, 2016 nach Barsinghau­sen oder 2017 nach Rotenburg ging – in den anschließe­nden Partien punkteten die Rothosen immer. Doch die Ausgangspo­sition ist nun noch dramatisch­er, so schlecht war der HSV in 55 Jahren Liga-Zugehörigk­eit zehn Spiele vor dem Saisonende noch nie.

Und doch gibt es auch noch Statistike­n, die Hollerbach bestärken und den HSV-Anhängern Mut machen. 2009/10 hatte Hannover 96 zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls 17 Zähler auf dem Konto und rettete sich. 2012/13 hatte 1899 Hoffenheim sogar nur 16 Punkte und schaffte den Klassenerh­alt.

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