Herr Hollerbach hofft
Über den Treudelberg zurück in den Kampf um den Klassenerhalt: Für den Hamburger SV ist der Abstiegsshowdown gegen Mainz so etwas wie die letzte Chance. Trainer Bernd Hollerbach setzt auf den Trainingslager-Effekt.
HAMBURG (sid) Bernd Hollerbach ist ein Kämpfer. Abstiegs-Showdown? Endspiel um den Klassenerhalt? Die großen Schlagzeilen um die vermeintlich „letzte Chance“des Hamburger SV perlen regelrecht an ihm ab. Vor dem so wichtigen Heimspiel gegen Mainz 05 predigt der Trainer jedenfalls unbeeindruckt seinen großen Glauben an den Klassenerhalt. „Wenn wir am Samstag drei Punkte holen, sind wir wieder dabei“, sagte der 48-Jährige mit ruhiger Stimme: „Dann können wir wieder Druck machen.“
Hollerbachs Hoffnung lebt. Trotz seiner persönlichen Horrorserie mit vereinsübergreifend 22 Spielen ohne Sieg. Trotz auch der ziemlich verfahrenen Situation beim HSV mit bereits sieben Punkten Rückstand auf den Gegner am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Trotz der großen Unruhe im Klub mit Diskussionen um alle sportlichen Führungsfiguren – zu denen auch Hollerbach gehört.
„Ich konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann“, sagte der einstige Verteidiger, der keinen Ball verloren gab, der nie aufsteckte: „Wir werden kämpfen bis zum Schluss und brauchen jetzt ein Erfolgserlebnis. Am Samstag haben wir die Chance, wieder in die Spur zu finden.“
Für den Coach ist die Situation alles andere als dankbar, doch Jammern ist seine Sache nicht. Natürlich blickt alles auf Hollerbachs Negativlauf, der schon bei den Würzburger Kickers begann und sich nun mit fünf sieglosen Partien bei den Hanseaten fortsetzte. Insgesamt wartet der HSV sogar schon seit elf Partien auf einen Sieg. Vieles haben sein Vorgänger Markus Gisdol und er versucht, doch der schwache Offensivmotor stottert noch immer. 18 Tore nach 24 Spielen – hier zeigten sich die Rothosen bislang nicht bundesligatauglich.
„Wir müssen nach vorne noch mehr Gier entwickeln“, sagte der frühere Profi: „Wir haben 105 Pro- zent gegeben. Jetzt müssen wir mal 120 Prozent geben.“Herauskitzeln will er die fehlenden Prozente nun vor allem in Gesprächen im Kurztrainingslager im Hotel Treudelberg, in dem Hollerbach das Team vom Trubel in Hamburg abschirmen will. Seit Wochen geht es an der Elbe höchst emotional zu, der drohende erste Abstieg bewegt die Gemüter.
„Wir sind noch lange nicht abgestiegen – auch wenn es einige glauben“, sagte Hollerbach wieder und wieder. Und wieder und wieder. Doch er weiß auch, dass die Hoff- nung an der Elbe wohl nur mit einem Sieg gegen die Rheinhessen wieder aufkeimt. Danach müssen die Norddeutschen zum Auswärtsspiel zu Bayern München.
Die Rettercamps des HSV haben sich in den schon schwierigen Vorjahren allerdings stets als wirksam erwiesen. Egal, ob es 2015 nach Malente, 2016 nach Barsinghausen oder 2017 nach Rotenburg ging – in den anschließenden Partien punkteten die Rothosen immer. Doch die Ausgangsposition ist nun noch dramatischer, so schlecht war der HSV in 55 Jahren Liga-Zugehörigkeit zehn Spiele vor dem Saisonende noch nie.
Und doch gibt es auch noch Statistiken, die Hollerbach bestärken und den HSV-Anhängern Mut machen. 2009/10 hatte Hannover 96 zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls 17 Zähler auf dem Konto und rettete sich. 2012/13 hatte 1899 Hoffenheim sogar nur 16 Punkte und schaffte den Klassenerhalt.