Ein 2,29-Meter-Sprung ins Glück
Mateusz Przybylko gewinnt die erste deutsche Hochsprung-Medaille seit 29 Jahren bei einer Leichtathletik-WM. Konstanze Klosterhalfen wird Siebte über 3000 Meter.
BIRMINGHAM (dpa) Auf dem Siegerpodest schimmern Tränen in seinen Augen, er winkt ins Publikum, er lacht und streichelt seine Bronzemedaille. Nein, die gibt er nicht mehr her, die behält er. „Die wollten meinen Namen da eingravieren, aber da hätte ich sie ja abgeben müssen, und das hätte bis Samstag gedauert“, erzählt Hochspringer Mateusz Przybylko, aus deutscher Sicht der Mann des Abends in Birmingham. „Da will ich doch schon nach Hause.“
Danke, Mateusz! Nach 29 Jahren hat ein deutscher Hochspringer wieder Edelmetall bei einer HallenWM erkämpft – zuletzt hatte das ein gewisser Dietmar Mögenburg geschafft. 2,29 Meter hatte Przybylko in der Arena überquert. Seine Gedanken flogen aber schon acht Zentimeter höher: Den über 33 Jahre alten deutschen Freiluft-Rekord des Kölners Carlo Thränhardt, der 1984 in Rieti 2,37 Meter meisterte, will er sich schnappen. „Ja, so sieht’s aus“, sagte er nach seinem Bronze-Coup in Birmingham. Seine Körpergröße würde er dann gleich um 42 Zentimeter überspringen.
Przybylko hat polnische Eltern, sein jüngerer Bruder Kacper ist Fußballprofi beim 1. FC Kaiserslautern. „Aber ich bin in Deutschland geboren, und ich bin froh, dass ich für Deutschland eine Medaille geholt habe“, sagte er nach dem nervenaufreibenden Wettkampf. Bei 2,25 Meter war der Höhenflieger von Bayer Leverkusen schon fast raus, diese Trainingshöhe schaffte er erst im dritten Anlauf.
„Ich bin einfach nur happy! Ich will jetzt nur noch nach Hause, ich bin kaputt und müde“, erzählte er. Ob sich die Eltern oder die Brüder inzwischen gemeldet haben? „Ich weiß gar nicht, wer mein Handy hat. Ich glaube, es wird explodieren, aber egal – heute ist ja mein Tag!“
Der Abend seiner Vereinskollegin Konstanze Klosterhalfen war es jedenfalls nicht. Die 21-Jährige aus Leverkusen wurde über 3000 Meter in 8:51,79 Minuten nur Siebte und verpasste damit die erste Medaille für eine deutsche Läuferin auf dieser Strecke seit der WM-Premiere im Jahr 1985 um fast sieben Sekunden. Doch „Koko“, wie sie in der Szene genannt wird, gehört die Zukunft. „Wenn ich im Sommer Siebte bei der WM geworden wäre, wäre ich auch super zufrieden gewesen. Jetzt geht es in ein paar Tagen schon ins Trainingslager, um den Sommer vorzubereiten. Da freue ich mich total drauf“, sagte sie.