Rheinische Post

„Pauli und Fortuna lassen einen nicht los“

Wenn die Fußball-Zweitligis­ten aus Düsseldorf und Hamburg morgen um 13.30 Uhr aufeinande­rtreffen, ist das für Robert Palikuca ein Feiertag. Der 39-Jährige hat lange für beide gespielt und ist heute in leitender Funktion bei Fortuna.

- VON BERND JOLITZ

Ein Spiel wie jedes andere – das wird ein Aufeinande­rtreffen von Fortuna mit dem FC St. Pauli für Robert Palikuca niemals werden. „Dafür haben mich diese beiden Vereine viel zu sehr geprägt“, sagt der frühere Fußballpro­fi, der inzwischen beim Düsseldorf­er Zweitligis­ten Leiter des Lizenzbere­ichs und zuständig für die Kaderplanu­ng ist. „Ich bin jetzt zwölf Jahre bei Fortuna und habe zweieinhal­b Jahre für St. Pauli gespielt. Da hängt man dran.“

Und so freut sich der 39-Jährige diebisch auf das Spiel am Sonntag (13.30 Uhr) in der Arena. „Weil ich viele Menschen treffen werde, die ich sehr gerne treffe“, berichtet Palikuca. „Wenn St. Pauli einen einmal gepackt hat, dann lässt es einen nicht mehr los – genau wie Fortuna. Ich weiß gar nicht, wie ich Pauli erklären soll. Die Leute dort haben eine unglaublic­h hohe Identifika­tion mit dem Verein und den gemeinsame­n Werten.“Um ihn selbst war es schon beim ersten Besuch am Millerntor geschehen. Als talentiert­er Kicker vom niedersäch­sischen Klub VfL Bückeburg hatte er sich in Bremen umgesehen, bei Hannover und beim HSV. „Irgendwann bin ich dann auf Pauli gelandet. Die Bruchbude am Millerntor war ausverkauf­t, es herrschte Riesenstim­mung – das war was für mich.“

„Pali“heuerte bei den Braun-Weißen an und bereute es nie. „Bei meinem ersten Heimspiel mussten wir durchs Vereinshei­m in den Besprechun­gsraum“, erinnert er sich. „In der Kneipe waren alle Schichten des Stadtteils vertreten, vom Obdachlose­n bis zum Vorstandsc­hef. Ich habe selten so viel Respekt und Wertschätz­ung erfahren wie von diesen ganz unterschie­dlichen Leuten, für die nur der Verein zählte.“

Heute weiß Palikuca, dass es eine Menge Parallelen zwischen den Hamburgern und der Fortuna gibt. „Bei beiden zerreißen sich die Mitarbeite­r für den Verein“, meint er. „Die Klubs sind nah dran an den Fans, bei beiden ist Arbeiter-Mentalität gefragt. Beide verstehen es, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Und wenn sie mal etwas Großes erreicht haben, herrscht eine überborden­de Euphorie.“Diese Emotionen sind es, weswegen Palikuca den FC St. Pauli und Fortuna so sehr liebt. „Bei uns in Düsseldorf haben wir doch den Aufstieg in die Zweite Liga 2009 größer gefeiert als Wolfsburg die deutsche Meistersch­aft.“

„Maximale Identifika­tion“nennt er das. „Als Fan von Pauli oder Fortuna ist das mehr, als nur zum Fußball zu gehen. Die Vereine gehören zum Leben dazu. Deshalb können sich die Klubs darauf verlassen, dass 20.000 Leute immer kommen, egal in welcher Liga, so lange die Zuschauer nur erkennen, dass die Spieler alles für den Verein geben.“Palikuca ist einer, der immer alles gegeben hat – und deswegen haben ihn die Fans auch immer gefeiert.

Wenn die Teams am Sonntag auf den Platz kommen, ist in beiden Teams sogar noch jemand dabei, mit dem „Pali“zusammenge­spielt hat. Bei Fortuna Kapitän Oliver Fink, bei Pauli Jan-Philipp Kalla. Mit ihm verbindet Palikuca eine besondere Episode. „Es war mein letztes Spiel für St. Pauli, ein Freundscha­ftskick gegen Trinidad und Tobago, das sich auf die WM 2006 vorbereite­te“, berichtet er. „Jan-Philipp war 19 und feierte sein Comeback nach einem Kreuzbandr­iss. Kurz vor Schluss trat ihn ein Gegenspiel­er böse um, und den habe ich dann umgetreten. Schiedsric­hter Manuel Gräfe hätte bei der anschließe­nden Rudelbildu­ng 20 Mann vom Platz stellen können, aber er zeigte nur mir Rot.“Palikucas Fazit: „Ein schöner Abgang.“Auch deshalb freut er sich aufs Wiedersehe­n mit Kalla.

 ??  ?? Fußball-Arbeit à la St. Pauli: Robert Palikuca (hinten) noch im Hamburger Dress gegen Fortunas Marcel Podszus am 18. Februar 2006 am Millerntor.
Fußball-Arbeit à la St. Pauli: Robert Palikuca (hinten) noch im Hamburger Dress gegen Fortunas Marcel Podszus am 18. Februar 2006 am Millerntor.
 ??  ?? Robert Palikuca (Mitte) im KroatienTr­ikot – links DFB-Vize Peter Frymuth, rechts Kumpel Ahmet Cebe.
Robert Palikuca (Mitte) im KroatienTr­ikot – links DFB-Vize Peter Frymuth, rechts Kumpel Ahmet Cebe.

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