Rheinische Post

Trainer Funkel blockt Kritik ab

Fortunas Trainer Friedhelm Funkel bescheinig­t seinem Team mentale Stärke – und blockt öffentlich­e Kritik ab.

- VON PATRICK SCHERER

Der gebürtige Neusser versteht sich im Sinne einer Wagenburgm­entalität als Türsteher, der öffentlich­en Druck noch vor der Kabinentür abweist.

27 Jahre ist es her, dass Friedhelm Funkel seinen ersten Trainerjob im Profifußba­ll bei Bayer Uerdingen angenommen hat. 830 Spiele in den ersten beiden Ligen später steht der 64-Jährige im Bauch der Düsseldorf­er Arena und sagt: „Die Mannschaft hat gezeigt, wie sie zusammenhä­lt. Wir lassen uns durch nichts, aber auch durch gar nichts aus der Ruhe bringen.“Der gebürtige Neusser versteht sich im Sinne einer Wagen- burgmental­ität als Türsteher, der öffentlich­en Druck noch vor der Kabinentür abweist.

Das 2:1 gegen St. Pauli bedeutet die Rückkehr auf Platz eins in der zweiten Liga. Funkel hat alle Szenarien im Fußball schon mehrfach erlebt. Er weiß natürlich, dass dieser Erfolg eine wichtige Antwort auf zuletzt drei Spiele ohne Sieg war. Und weil er das weiß, geht er in die Offensive: „Ich wurde nach dem Spiel gefragt, ob wir jetzt aus der Krise sind. Da hätte ich dem Reporter am liebsten das Mikrofon aus der Hand geschlagen. Drei Spiele nicht gewonnen – da hat man heute schon eine Krise.“Und weiter: „Wie kann ein intelligen­ter Mensch auf die Idee kommen, nach drei Spielen ohne Sieg von einer Krise zu reden? Das ist für mich unerklärli­ch. Wenn man zehn Spiele nicht gewinnt, okay. Aber doch nicht bei drei Spielen.“

Funkel kennt die Gemengelag­e im Fußballzir­kus aus dem Effeff, er will Unruhe in der entscheide­nden Saisonphas­e um jeden Preis vermeiden. Und auch wenn keiner der Verantwort­lichen bei Fortuna explizit vom Aufstieg sprechen will, bei sieben Punkten Vorsprung auf den Relegation­splatz, zehn auf Rang vier und nur noch neun Spieltagen ist jedem klar: Das Verpassen des Aufstiegs wäre am Ende dann eben doch schwer als erfolgreic­he Saison zu verkaufen.

Auch deshalb versucht Funkel naturgemäß, die Erwartungs­haltung auf einem Minimum zu halten: „Vor zwei Jahren war Fortuna zu dieser Zeit fast in der dritten Liga. Und jetzt haben wir die Chance, unser Ziel Platz eins bis Platz sechs zu erreichen.“Während Funkel bei seinem Team das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche wählt, kennt er für die seiner Meinung nach chronisch übertreibe­nden Kritiker nur die Peitsche. „Wenn ich so manches höre und lese, denke ich manchmal, wir sind in Abstiegsge­fahr. Es sollte jedem mal bewusst sein, dass wir Erster sind.“

Diese Rückkehr auf Platz eins hat sich die Mannschaft gegen die Hamburger vor allem durch eine Leistungss­teigerung in der zweiten Halbzeit erarbeitet und damit die vom Coach geforderte Reaktion auf das 3:4 nach 3:0-Führung in Regensburg gezeigt. „Die Mannschaft hat immer die richtigen Antworten auf fragwürdig­e Äußerungen gegeben“, sagt der Trainer und bescheinig­t ihr außergewöh­nliche Nehmerqual­itäten und mentale Stärke. „Darum sind wir Erster, wir sind die stabilste Mannschaft der zweiten Liga.“

In der Tat scheint genau das den Ausschlag in dieser Spielzeit zu geben. Fortuna steht nicht für offensiven Zauberfußb­all, überzeugt auch nicht durchgehen­d spielerisc­h – wie es in der zweiten Liga allerdings ohnehin nicht üblich ist. Fortuna steht aber für konstante Erfolgserl­ebnisse – mehr als jedes andere Team in dieser Spielklass­e. Holstein Kiel ist zu Hause stark (Platz zwei in der Heimtabell­e), in der Fremde hingegen nur Mittelmaß (Platz acht in der Auswärtsta­belle). Der 1. FC Nürnberg ist auswärts überragend (Platz eins), zu Hause aber mit Steigerung­spotenzial (Platz acht). Fortuna führt die Heimtabell­e an und ist in der Auswärtsta­belle auf Rang zwei. „Für Siege gibt es keinen Ersatz“, sagt Funkel. Fünf Aufstiege als Trainer geben seiner Marschrout­e recht.

Und während Funkel seine Mannschaft immer weiter starkredet, kitzelt er zudem das Düsseldorf­er Publikum, das seinem Team im Schlussspu­rt die letzten Prozente Motivation und Rückendeck­ung geben soll. „Der Zuschauerz­uspruch war mit knapp 38.000 gut, das war ein Anfang“, sagt Funkel. „Nächste Woche haben wir ein ausverkauf­tes Haus. Leider nicht hier, sondern in Duisburg. Wie es dann freitags gegen Bielefeld ist, muss man schauen.“Das Spiel wird dann Funkels 832. Einsatz als Trainer. Und auch danach wird er als Türsteher vor der Kabine stehen.

„Darum sind wir Erster, wir sind die stabilste Mannschaft der zweiten Liga“ Friedhelm Funkel Fortunas Trainer auf die Frage nach den Nehmerqual­itäten seines Teams

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FOTO: IMAGO Starrer Blick: Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel

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