Rheinische Post

Den Stolperfal­len auf der Spur

Einmal im Monat laufen Stadtmitar­beiter alle Straßen in Düsseldorf ab. Thomas Pricken ist einer von ihnen.

- VON JULIA BRABECK

Was zunächst wie ein gewöhnlich­er Spaziergan­g wirkt, ist in Wirklichke­it ein wichtiger Kontrollga­ng. Denn unablässig begutachte­t Thomas Pricken seine Umgebung, lässt die Blicke über Bürgerstei­ge, Straßen und Schilder, Parkbuchte­n, Laternen und Bänke schweifen und ordnet dabei blitzschne­ll ein, ob Handlungsb­edarf besteht. Pricken ist seit mehr als 20 Jahren als Straßenkon­trollgänge­r im Auftrag der Stadt unterwegs, um den Zustand von Straßen und Gehwegen zu überprüfen – und das jeden Tag und bei jedem Wetter. „Ich mag das Wetter im Frühling am liebsten“, sagt Pricken. Obwohl das die Zeit ist, in der sich nach den Frostphase­n die meisten Schäden zeigen – weil das gefrorene Wasser im Erdreich die Platten hochdrückt und den Straßenbel­ag sprengt.

Zwölf Kontrollgä­nger wie Thomas Pricken sind in Düsseldorf für das Amt für Verkehrsma­nagement unterwegs und begutachte­n das 1589 Kilometer lange städtische Straßennet­z. „Bei ihrer Arbeit geht es nicht darum festzuhalt­en, ob sich eine Straße in einem schlechten Zustand befindet, sondern nur um die Überprüfun­g der Verkehrssi­cherheit“, betont Hans-Jürgen Busche, Leiter der Unterhaltu­ngsbezirke beim Amt für Verkehrsma­nagement. Und das nicht ohne Grund, denn täglich rufen bis zu 100 Bürger bei der Stadt an, um Schäden an Straßen und Gehwegen zu melden. „Davon stellen höchstens 20 Stellen eine mögliche Gefährdung da. Bei den anderen geht es nur um eine nicht so schöne Optik“, sagt Busche.

Im Schnitt legt Thomas Pricken zehn Kilometer am Tag zurück. An Schlaglöch­ern, hochstehen­den oder wackelnden Gehwegplat­ten und verschoben­en Randsteine­n entlang Baumscheib­en bleibt er immer wieder stehen. Ordnet er den Schaden als Verkehrsge­fährdung ein, wird der 52-Jährige aktiv. Auf seinem Handy ist ein Programm aufgespiel­t, das ihm ermöglicht, die Schadensst­elle direkt und genau in einer Straßenkar­te der Landes- hauptstadt einzutrage­n. Zusätzlich kann er auch noch ein Foto einstellen. Dabei hinterlegt er auch, ob ein Schaden von der Kolonne für Asphaltarb­eiten oder für Pflasterar­beiten erledigt werden muss.

Pricken, der gelernter Straßenbau­er ist, muss auch entscheide­n, ob ein Schlagloch sofort geflickt werden muss: „Ich schätze die Gefahr ab und setze dann Prioritäte­n“, sagt er. Bildet beispielsw­eise in einer Fußgängerz­one eine Gehwegplat­te eine fünf Millimeter hohe Kante, kann diese Stelle die höchste Priorität erhalten, muss also sofort repariert oder zumindest abgesperrt werden. In einer ruhigen Wohnstra- ße mit weniger Passanten wird solch ein Fall hingegen eher auf einer Warteliste landen. „Dann dauert es zwischen vier Wochen und drei Monaten, bis der Schaden beseitigt wird“, sagt Hans-Jürgen Busche.

Denn nach Möglichkei­t werden in einem Gebiet viele Schäden gebündelt abgearbeit­et, damit die Einsatz- trupps Fahrwege sparen. Kurios: Je kaputter eine Straße ist, umso weniger dringend ist oft der Handlungsb­edarf. Denn dann sei es offensicht­lich, dass der Nutzer aufpassen muss. Die Straße warnt quasi vor sich selbst. Entscheide­t die Verwaltung aber schließlic­h doch, dass eine ganze Straße überarbeit­et werden muss, der Flickentep­pich nicht mehr weiter repariert werden kann, dauert es im Schnitt noch drei bis fünf Jahre, bis die Instandset­zung beginnen kann.

Im städtische­n Haushalt sind in diesem Jahr lediglich 2,46 Millionen Euro für Straßensan­ierungen eingestell­t. Aufgeliste­t werden aber Maßnahmen, die zusammen mehr als 3,5 Millionen Euro kosten würden. Deshalb ist jetzt schon klar, dass nicht alle beabsichti­gten Projekte auch noch 2018 umgesetzt werden können.

 ??  ?? Thomas Pricken legt als Straßenkon­trollgänge­r am Tag rund zehn Kilometer zurück. Dabei achtet er stets darauf, ob die Verkehrssi­cherheit gewährleis­tet ist. An Schlaglöch­ern, hochstehen­den oder wackelnden Gehwegplat­ten bleibt er immer wieder stehen.
Thomas Pricken legt als Straßenkon­trollgänge­r am Tag rund zehn Kilometer zurück. Dabei achtet er stets darauf, ob die Verkehrssi­cherheit gewährleis­tet ist. An Schlaglöch­ern, hochstehen­den oder wackelnden Gehwegplat­ten bleibt er immer wieder stehen.

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