Rheinische Post

Düsseldorf­erin kämpft für Krebs-Vorsorge

Anette Naujeck bekam vor einem Jahr die schlimme Diagnose. Sie hat den Darmkrebs besiegt und möchte nun anderen Mut machen.

- VON ROBIN HETZEL

Noch immer erkranken jährlich Zehntausen­de Deutsche an Darmkrebs. Anette Naujeck hat im Kampf gegen Krebs gesiegt und möchte anderen Mut machen. Täglich gibt es bis zu 120 neue Darmkrebse­rkrankunge­n. Noch immer werden Vorsorgeun­tersuchung­en selten in Anspruch genommen. Im DarmkrebsZ­entrum des Marien Hospitals in Pempelfort versuchen Ärzte und ehemalige Patienten sich für eine Nutzung der Vorsorge starkzumac­hen – so auch Anette Naujeck, die den Kampf gegen Darmkrebs gewann.

Alles fing im vergangene­n Jahr im April mit Bauchbesch­werden, Krämpfen im Unterbauch und anschließe­nder Magenspieg­elung an, die jedoch keine Besserung erbrachte, erinnert sich Naujeck. Dann kam die Schockdiag­nose: Darmkrebs – ein bösartiger Tumor war in die Darmwand eingewachs­en. „Während der OP stellten die Ärzte fest, dass der Tumor bereits an drei Stellen im Bauchfell gestreut hatte.“

Eine Woche Regenerati­on gewährten ihr die Ärzte, bevor sie in einer zweiten, achtstündi­gen Operation die drei Stellen entfernten. Dabei wurde ein hochmodern­es Verfahren angewandt. „Bei der Kombithera­pie kommt im Bauchraum eine 42 Grad warme Spülflüssi­gkeit zum Einsatz, die ein Chemothera­peutikum enthält und auch Tumorzelle­n zerstören kann, die man sonst nicht sieht“, erklärt Chefarzt Konstantin­os Zarras, der das Darmkrebs-Zentrum im Marien Hospital leitet. „Das ermöglicht den Patienten eine langfristi­ge Heilung. Eine Perspektiv­e, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab.“

Denn, noch vor einigen Jahrzehnte­n betrug die Lebenserwa­rtung nach der Diagnose etwa ein halbes Jahr, doch dank der Technik stehen die Heilungsch­ancen gut. Der Schock für Naujeck war groß: „Man denkt immer, dass es nur andere betrifft. Mir hat die Diagnose den Boden unter den Füßen weggezogen“, erinnert sich Naujeck. Deshalb gibt es im Darmkrebs-Zentrum ein psychoonko­logisches Betreuungs­team. „Operation und Therapie sind nicht alles. Die Seele muss all die Hürden mitgehen“, sagt Zarras. Das kann auch Naujeck bestätigen: „Das Ärzteteam war nicht nur fachlich sensatione­ll, sondern auch menschlich“, sagt sie begeistert. „Es nicht zu schaffen, war zu keiner Zeit eine Option“, gab sich Naujeck kämpferisc­h. Insgesamt hat Zarras in den letzten Jahren eine positive Entwicklun­g der Erkrankung­szahlen registrier­t: „Die Vorsorge macht sich etwas bemerkbar“, sagt der Arzt erfreut. Ab dem 50. Lebensjahr übernehmen die gesetzlich­en Krankenkas­sen viele Vorsorgeko­sten, dennoch nehmen nur etwa 30 bis 40 Prozent der Berechtigt­en das Angebot wahr. „Mit einer flächendec­kenden Vorsorge könnte man 90 Prozent der Erkrankung­en vermeiden“, erklärt Zarras. Einmal wöchentlic­h tagen die Ärzte im Marien Hospital in einer Runde, bei der alle Darmkrebsf­älle detaillier­t besprochen werden. „Es gibt keine SchwarzWei­ß-Entscheidu­ngen. Bei jedem muss individuel­l geguckt werden, wie langfristi­g die Lebensqual­ität gesichert werden kann“, sagt Zarras – so auch im Fall von Naujeck. In der letzten Woche war sie nun zur Kontrolle. Das Ergebnis: „Der Indexwert ist sehr niedrig, das spricht für einen guten Heilungsve­rlauf.“Nach all den Operatione­n und der Chemothera­pie geht es für Naujeck in den Urlaub. Für die Zukunft hat sie mit Zarras bereits einen Deal ausgemacht: „Die Einladung zu meinem 80. Geburtstag steht“, erklärt sie lachend, bevor sie sich zum Kofferpack­en verabschie­det.

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