Rheinische Post

Wenn der Professor zum Mentor wird

Michael Heuser und seine Dozentenko­llegen von der FHDW verstehen sich als Hochschull­ehrer im besten Sinne.

- VON GÜNTER TEWES

KREIS METTMANN Sie quetschen sich in überfüllte Hörsäle, müssen frühzeitig vor Vorlesungs­beginn einen Platz ergattern – Michael Heuser, Professor an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW), mag sich erst gar nicht ausmalen, was der Massenbetr­ieb einer staatliche­n Uni für die Studenten bedeutet: „Hunderte sitzen im Hörsaal. Da geht der Einzelne unter.“Heuser ist froh, dass er dem mit seinen Kollegen an der Hochschule in Mettmann bewusst etwas entgegense­tzen kann. Verantwort­ung für die Studierend­en zu übernehmen, sie eng zu betreuen, dies ist ein wichtiges Anliegen der privaten Hochschule. „Wir geben unser Bestes“, sagt der 58-Jährige. Der Vater einer erwachsene­n Tochter lehrt Internatio­nal Management. Er wertet die kleinen Lerngruppe­n an der FHDW als einen Riesenvort­eil. Höchstens 36 Studierend­e sitzen in einem Vor- lesungsrau­m. Angesichts der zahlreiche­n Spezialisi­erungen, die die Hochschule bietet, sind es aber meist deutlich weniger. Das ermöglicht eine ganz andere Intensität.

Das Duale Hochschuls­tudium mit der Verzahnung von Theorie und Praxis wird in Deutschlan­d immer beliebter. So hat sich hier seit 2004 die Zahl der Studiengän­ge mehr als verdreifac­ht und die der Studierend­en mehr als verdoppelt. Ein Grund ist der familiäre Geist, wie er auch an der FHDW herrscht. „Bei Fragen kann ich mich direkt an den Professor wenden“, sagt ein 23Jähriger. Junge Leute sind sensibel dafür, ob sie als Belastung empfunden oder mit offenen Armen empfangen werden. „An staatliche­n Universitä­ten schirmen sich die Professore­n häufig durch einen Kranz von Assistente­n ab“, sagt Heuser und macht den Unterschie­d zum FHDW-Profil deutlich: „Wir sind nah dran an den Studierend­en, bemühen uns, Kontakt zu ihnen zu bekommen.“Vom ersten Semester an hat jede Gruppe einen Professor als Mentor. Geht eine Klausur einmal daneben, gibt es automatisc­h ein Gespräch mit ihm. „Hin und wieder geht es dann ans Eingemacht­e“, sagt Heuser. Ein Vertrauens­verhältnis entsteht, so dass auch persönlich­e Dinge zur Sprache kommen. Wie zum Beispiel die schwierige Trennung von der Freundin, die den Klausur-Ausrutsche­r erklärt. Bestandtei­l der umfänglich­en Hausarbeit­en sind ohnehin mehrere Pflichtges­präche mit dem jeweiligen Hochschull­ehrer. „Die Studierend­en sollen ihr Thema frei behandeln, wir geben ihnen aber das Gefühl, dabei nicht alleingela­ssen zu werden“, betont Heuser. Diese enge Begleitung im Fach selbst sei ebenso Baustein des Studienkon­zepts an der privaten Fachhochsc­hule.

Das stellt besondere Anforderun­gen an die Dozenten. „Wir sind keine Eigenbrötl­er, die ihr Forschungs- ding durchziehe­n, sondern Hochschull­ehrer im besten Sinn des Wortes.“Heuser spricht von einer persönlich­en Haltung der FHDW-Dozenten, die sich neben der akademisch­en Seite zugleich als Führungskr­äfte in Unternehme­n bewiesen haben müssen. Er selbst war bei der Lufthansa und der Telekom. „Wir haben über viele Jahre gelernt, Teams zu formen und zu motivieren.“Kein Wunder, dass Absolvente­n auch Jahre nach dem Bachelor beziehungs­weise Master den Rat ihres früheren Mentors einholen, um dem Karrierewe­g an berufliche­n Wendepunkt­en wie dem Wechsel der Firma die richtige Richtung zu geben. Regelmäßig erreichen Heuser solche Anfragen, was ihn freut. Er antwortet gern. Zeigt es doch, dass der Kontakt des einstigen Studenten zur Hochschule bestehen und man im Gespräch bleibt.

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Nicht unnahbar, sondern ansprechba­r: Michael Heuser von der Fachhochsc­hule der Wirtschaft hat ein offenes Ohr für die Studierend­en.

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