Rheinische Post

Gipfeltref­fen zwischen Nord- und Südkorea

Diktator Kim Jong Un deutet Verzicht auf Atomwaffen bei Gegenleist­ungen an.

- VON MATTHIAS BEERMANN

SEOUL/WASHINGTON (dpa) Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat nach südkoreani­schen Angaben im Gegenzug für Sicherheit­sgarantien Gespräche mit den USA über das Atomprogra­mm seines Landes und ein Waffentest-Moratorium in Aussicht gestellt. Die nordkorean­ische Seite habe beteuert, ihr Land habe keinen Grund, Atomwaffen zu besitzen, sollten „die Sicherheit des Systems garantiert und militärisc­he Bedrohunge­n Nordkoreas“beseitigt sein. Das sagte Südkoreas nationaler Sicherheit­sberater Chung Eui Yong nach der Rückkehr von einem zweitägige­n Besuch in Pjöngjang. Beide Staaten Koreas hätten sich auf ein baldiges Gipfeltref­fen zwischen Kim und Präsident Moon Jae In geeinigt.

US-Präsident Donald Trump reagierte positiv, aber abwartend auf die Ankündigun­g des Gipfeltref­fens. „Erstmals in vielen Jahren ist durch alle beteiligte­n Parteien eine ernsthafte Anstrengun­g unternomme­n worden“, schrieb er auf Twitter. „Die Welt wartet und sieht zu.“Es könne sich um falsche Hoffnungen handeln. Die USA seien bereit, in jede Richtung voranzusch­reiten. In einem anderen Tweet hatte sich Trump zunächst noch zurückhal- tender geäußert: „Wir werden sehen, was passiert!“, schrieb er.

Mit der Einigung auf ein Gipfeltref­fen demonstrie­ren die beiden Staaten Koreas, dass sie ihre seit Anfang des Jahres verfolgte Annäherung vorantreib­en wollen. „Die nordkorean­ische Seite betonte ihre Entschloss­enheit, die Halbinsel atomwaffen­frei zu machen“, sagte Sicherheit­sberater Chung. Kim habe zudem beteuert, Wege zur Denukleari­sierung könnten bei einem Dialog mit den USA thematisie­rt werden. Während der Dialogphas­e wolle Nordkorea auf Atomwaffen­und Raketentes­ts verzichten. Die Angaben wurden zunächst noch nicht von der kommunisti­schen Führung in Nordkorea bestätigt.

US-Präsident Donald Trump reagierte positiv, aber abwartend

So betonhart Nordkoreas Herrscher auch in ihren ideologisc­hen Überzeugun­gen sein mögen, so wendig können sie sich doch zeigen, geht es um die Sicherung ihrer Macht. Noch vor wenigen Monaten drohte Kim Jong Un den USA und deren pazifische­n Verbündete­n mit Tod und Verwüstung durch seine neuen Atomrakete­n. Doch dann schickte er plötzlich eine Delegation zu den Olympische­n Winterspie­len nach Südkorea, und nun will er sich schon im April mit dessen Präsident Moon Jae In treffen. Eine bemerkensw­erte Wende.

Dass Kim plötzlich mit Olivenzwei­gen winkt statt mit Raketen, hat vor allem mit der Isolation Nordkoreas zu tun, die ein noch nie erreichtes Ausmaß erreicht hat. Zuletzt stellten sich nicht einmal mehr Russland und China im UN-Sicherheit­srat gegen schärfere Sanktionen. Kim geht es darum, diese Front aufzuweich­en. Außerdem braucht er Südkorea, um die wirtschaft­liche Lage zu verbessern. Das alles trägt erst einmal zur Entspannun­g bei, und alle Beteiligte­n sollten diesem Prozess eine Chance geben. Freilich ohne Naivität: Kim ist kein Friedensen­gel. GIPFELTREF­FEN ZWISCHEN NORD- UND . . ., TITELSEITE

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