Emanzipation am Pokertisch
In „Molly’s Game“spielt Jessica Chastain eine Frau, die exklusive Pokerrunden veranstaltete. Hollywood-Stars waren ihre Kunden.
Der Eintritt in die Lasterhöhle kostet 250.000 Dollar. So viel mussten die Schauspieler, Firmengründer, Superreichen bezahlen, die an den exklusivsten Pokerrunden der USA teilnehmen wollten, den Pokerrunden von Molly Bloom. Die ehemalige Leistungssportlerin, die ihre SkiKarriere nach einem schweren Unfall aufgeben musste, hielt in einer Hotelsuite in New York superedle, superausgewählte Glücksspielrunden ab – Séancen der Gier und des Glücksrausches unter Männern. zendere Outfits zwängt. Dazu muss Molly ihre Geschichte am Ende nicht nur mit einem integren Rechtsanwalt aufarbeiten, väterlich sonor gespielt von Idris Elba, sondern auch noch mit dem verhassten Vater. Da sitzt Kevin Costner dann im frostigen Winter mit mildem Blick auf einer New Yorker Parkbank und erklärt der tapferen Tochter, was sie alles tun musste, um ihr Vatertrauma zu überwinden. Dabei sollte Drehbuchautor Sorkin wissen, dass Belehrungsszenen dieser Art weder Heldinnen noch Zuschauern guttun.
Aber „Molly’s Game“ist nicht nur Krimi und Psychodrama, sondern natürlich auch ein Pokerfilm. Und da zeigt Sorkin auch als Regisseur große Raffinesse. Denn er macht aus einem actionarmen Kartenspiel, dessen Regeln den meisten Zuschauern kaum geläufig sein dürften, knisternde Duelle von Blicken, Gesten, Haltungen. Rasant lässt er das Mischen und Ausgeben von Karten filmen und versammelt spannende Spielertypen, die man gern beobachtet, wie sie bluffen, alles aufs Spiel setzen, siegen und verlieren. Man kann da lernen, dass ein naives Jungsgesicht das beste Pokerface ist. Und der Morgen nach einer heißen Glücksspielnacht ziemlich grau. „Molly’s Game“ist ein Schelmenstück, nur ist der Schelm eine gerissene Frau, die früh ahnt, dass sie fürs eigene Glück einen hohen Preis zahlen muss. Bewertung: