Rheinische Post

Starke Frauen eines Jahrhunder­ts im Rathaus

Bertha von Suttner oder Marie Curie – zum Weltfrauen­tag widmet sich eine Ausstellun­g weiblichen Persönlich­keiten.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Das Motto der Ausstellun­g stammt von Astrid Lindgren: „Frech und wild und wunderbar“ist ein Zitat aus „Pippi Langstrump­f“. Die Kinderbuch­autorin gehört zur Riege der zehn außergewöh­nlichen Frauen, die derzeit im Rathaus mit ihren Biografien und eigenhändi­g geschriebe­nen Schriftstü­cken beleuchtet werden. Oberbürger­meister Thomas Geisel eröffnete die Präsentati­on im Rahmen des Internatio­nalen Frauentags, nicht ohne Hinweis auf seinen familiären Status als „gesegneter Vater von fünf Töchtern.“Freudig hob er hervor, dass unter den Portraitie­rten auch zwei Frauen sind, die einen guten Teil ihres Lebens in Düsseldorf verbrachte­n: die geniale Musikerin Clara Schumann und die Krankensch­wester Florence Nightingal­e. Mit ihnen beginnt die chronologi­sche Anordnung, zu der sich die Kuratorinn­en Sabine Brenner-Wilczek und Gaby Köster vom Heinrich-HeineInsti­tut entschiede­n haben. Danach folgen Bertha von Suttner, Käthe Kollwitz, Marie Curie, Rosa Luxemburg, Maria Montessori, Virginia Woolf und Hannah Arendt. Am Ende der Reihe steht Astrid Lind- gren, deren Brief an den Literatura­genten Hein Köhn vom November 1978 den vorgegeben­en 100-JahreBogen von 1850 bis 1950 etwas überspannt. Aber als Schöpferin starker, mutiger Mädchen gehöre sie unbedingt dazu. „Sie waren die Heldinnen meiner Kindheit“, erinnert sich Gaby Köster.

In persönlich­en Betrachtun­gen gaben die Kuratorinn­en Einblicke in ihre konzeption­elle Gedankenwe­lt und die Merkmale dieser besonderen Frauen. Bei Clara Schumann habe sie das musische Talent und die hohe Kreativitä­t beeindruck­t, sagte Sabine Brenner-Wilczek, bei der Friedensak­tivistin Bertha von Suttner deren Roman „Die Waffen nieder“, bei Maria Montessori das unveränder­t aktuelle pädagogisc­he Konzept. Gaby Köster würdigte Hannah Arendts konsequent­es Eintreten für den eigenen Denkansatz und die messerscha­rfe Zunge und Unbeugsamk­eit von Rosa Luxemburg.

Die Dokumente sind das Herzstück der umfangreic­hen Privatsamm­lung von Rita van Ende und Kirsten Engelmann, die sie dem Heinrich-Heine-Institut 2016 überließen. Die Schriftstü­cke bieten interessan­ten Lesestoff, oft mit histo- rischem Kontext. So lässt Marie Curie ihren Physiker-Kollegen Albert Einstein 1922 auf dem Briefpapie­r der „Faculté des Sciences de Paris“wissen, wie enttäuscht sie sei, weil er sich beim Völkerbund-Komitee „einer pazifistis­chen, intellektu­ellen und internatio­nalen Zusammenar­beit“verweigert­e. Doch dafür gab es Gründe, Einstein wehrte sich damit gegen den aufkommend­en Antisemiti­smus.

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