„Hafencity“
Der FDP-Vorstoß für den Alternativstandort der Oper an der Kesselstraße verbindet die Erkenntnis, dass in städtische Kultur-Bestandsbauten fortlaufend investiert werden muss mit dem Wunsch, die letzten noch verfügbaren Baugrundstücke an der Kesselstraße für Impulse zu einer florierenden, belebten, urbanen „Hafencity“zu nutzen. Würde dieser Vorschlag tatsächlich ernsthaft erwogen, stehen im Rat der Stadt bald zwei verschiedene Grundkonzepte zur Abstimmung. Das eine Konzept repräsentiert den Status quo, dass sämtliche wichtigen Kultureinrichtungen und städtebaulich markanten Kulturbauten allesamt in unmittelbarer Nähe zum Hofgarten als „grünes Band“angesiedelt sind. Das jetzt in die Diskussion gebrachte Konzept würde den bestehenden Zustand um den Hafen erweitern, allerdings zunächst ohne direkten Anschluss an die innerstädtische „Perlenschnur“. Diesen Anschluss könnte man aber problemlos durch einen regen „Schiffs-Taxi-Verkehr“der weißen Flotte zwischen Burgplatz und Kesselstraße herstellen. Wenn man sich für die Kesselstraße als neuen, zusätzlichen Kulturstandort entscheiden würde, sollte man gleich groß denken und das Opernhaus direkt in ein urbanes, attraktives Umfeld einbetten. Dazu gehören alle dem Kulturbau dienenden Funktionen wie Gastronomie, Sitzflächen am Wasser etc. Er böte zudem die Chance, den von allen Düsseldorfern sehnlichst gewünschten Sandstrand am Wasser zu realisieren. Auch könnte dann das inzwischen in der Stadtgesellschaft mehrheitsfähige Fotozentrum dort seinen Platz bekommen. Würde dieses Konzept als Ganzes so umgesetzt, hätte die Kesselstraße das Potenzial einer städtebaulich hoch attraktiven, durch die Kultureinrichtungen emotional aufgeladenen „Hafencity“, die vom ersten Tag ein Touristenmagnet wäre. Der bald startende städtebauliche Architekten-Wettbewerb für die Kesselstraße ist geeignet, alle Vorschläge, auch die möglicher kultureller Nutzungen, zu umfassen. philharmonie ist zur Zeit immer ausgebucht, auch bei drittklassigen Veranstaltungen. Das liegt vermutlich daran, dass ein Teil der Leute wegen des spektakulären Bauwerks kommen und nicht wegen der Veranstaltung. Aber solche Besucher kommen nur einmal, die Oper ist jedoch auf regelmäßige Besucher angewiesen. Die Gewinnung neuer Besucherkreise halte ich auch für unwahrscheinlich. Jemand, der sich nicht für Oper und Ballett interessiert, geht nicht ins Opernhaus, nur weil es jetzt neben seinem Lieblingsrestaurant im angesagten Medienhafen steht. Und das Cateringangebot im Opernhaus? Wem das nicht reicht, der findet im Umkreis genügend Restaurants, und warum man tagsüber ausgerechnet ins Opernhaus ins Café gehen muss, erschließt sich mir auch nicht ganz. Zum Schluss dann noch eine Überlegung zur Verwendung des Grundstücks an der Heinrich-Heine-Allee, das dann frei würde: Wie wäre es mit noch einem Shopping Center? Wir feiern den Konsum und drängen die Kultur an den Rand. Für mich gehört ein Opernhaus ins Zentrum der Stadt, unabhängig davon, ob das Gebäude aus architektonischer Sicht erhaltenswert ist oder nicht.