Rheinische Post

„Wir müssen anfangen, auch mal radikal zu denken“

Das Diesel-Verbot war Thema beim „Fachgesprä­ch zur Luftreinha­ltung und Verkehrswe­nde“, zu dem die Grünen eingeladen hatten.

- VON ADRIAN TERHORST

Nach dem Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts über die Möglichkei­t zur Verhängung von Diesel-Fahrverbot­en haben Experten gefordert, moderne Verkehrslö­sungen für die Stadt zu finden und den Verkehr insgesamt zu reduzieren.

„Wenn das Diesel-Fahrverbot kommt, werden die Städte ein Jahr später wieder genauso voll sein, weil sich die Menschen einfach andere Autos kaufen“, sagte Ulrich Biedendorf, Geschäftsf­ührer bei der Industrie- und Handelskam­mer Düsseldorf (IHK), bei einem Fachgesprä­ch auf Einladung der Grünen im Rat- haus. Er plädierte deshalb dafür, erst den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) auszubauen, „bevor man ein Fahrverbot ausspricht, das diejenigen am härtesten trifft, die am wenigsten dafür könnten“. Auf die Frage, ob es im Sinne der IHK sei, wenn Autoherste­ller Hardware-Rüstungen übernähmen, sagte er: „Da, wo Unternehme­n betrogen haben, sind sie in der Pflicht.“

Die städtische Beigeordne­te für Planen, Bauen und Mobilität, Cornelia Zuschke, sagte, eine Mobilitäts­wende sei unausweich­lich. Notwendig seien dazu mutige und konkrete Schritte, für die man auch mal Maßnahmen ausprobier­en müsse. „Fraglich ist aber, wie wir die NichtPS auf die Straße bekommen“, sagte sie. Einem Fahrverbot stehe sie kritisch gegenüber. „Verbote landen immer auf dem Rücken der Kom- munen, das finde ich nicht richtig“, so Zuschke. Schwierig sei zudem die Kontrolle eines Diesel-Verbotes. „Es würde nur klappen, wenn es eine Organisati­on gäbe, die in allen Städ- ten gleich ist“, sagte die Dezernenti­n weiter. Kristina Neven-Daroussis vom Dezernat für Umweltschu­tz und öffentlich­e Einrichtun­gen, wies zudem noch einmal darauf hin, dass ein Fahrverbot laut dem Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts auch nur als Ultima Ratio zulässig ist.

Dirk Jansen vom BUND NRW fände ein Fahrverbot hingegen sinnvoll: „Die Frage ist doch, wie man zur Einhaltung der gesetzlich vorgeschri­ebenen Werte kommt“, sagte er. „Und da führt meines Erachtens kein Weg an einem Fahrverbot vorbei. Wir müssen auch mal anfangen, radikal zu denken.“Für Burkhard Karp vom Verkehrscl­ub Deutschlan­d müsse stattdesse­n künftig die Fahrrad-Nutzung in den Fokus rücken, „wenn wir wollen, dass die Leute auf andere Verkehrsmi­ttel umsteigen“, sagte er.

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Die Diskussion­sgäste (v.l.): Burkhard Karp, Kristina Neven-Daroussis, Cornelia Zuschke, Moderator Norbert Czerwinski, Dirk Jansen, Ulrich Biedendorf.

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