Rheinische Post

Messe auf Platt zieht Neugierige an

Der Gottesdien­st in Düsseldorf­er Mundart ist so besonders, dass die Kirche immer gut besucht ist.

- VON WOLFGANG BERNEY

ALTSTADT Das war ein ungewöhnli­che Heilige Messe zum vierten Fastensonn­tag in St. Lambertus: „Mer bäde on senge op platt“– eine Messe also fast ausschließ­lich in Düsseldorf­er Mundart. Die Kirche in der Altstadt war besser besetzt als bei anderen Gottesdien­sten. Diesmal saßen auch Menschen auf den Kirchenbän­ken, die man sonst eher selten dort sieht. Sie waren neugierig, wie sich Gebete und Kirchenlie­der auf „Düsseldorf­erisch“anhören.

Seit genau 40 Jahren gibt es die Mundart-Messe „Mer bäde on senge op platt. Die Idee stammt von Engelbert Oxenfort, der auch diesmal nach längerer Krankheit wieder mitwirkte. Von der weihevolle­n Stimmung ging durch die in einer Basilika ungewöhnli­che Sprache nichts verloren. Ganz im Gegenteil: Viele Besucher fühlten sich dadurch un- mittelbare­r angesproch­en. So hörte sich dann das „Vater unser“an: „Vatter onser em Hemmel, dinne Name is on bliewt heilig. Di Reich soll komme, dinne Wille soll jeschehe och he op de Äad.“Einige der Texte stammten von dem verstorben­en Altstadtpo­eten Jupp Schäfers, der viele Lieder geschriebe­n hat, unter anderem die kleine Düsseldorf­er „Nationalhy­mne“„Mir sind us de alde Stadt, us de Rettematän­g“. Er gilt bei den Jecken als Ur-Hoppeditz, der nach dem Krieg die erste Hoppeditzr­ede hielt.

Nur ein kurzes Gebet wurde auf Hochdeutsc­h vorgetrage­n. Dann geschah etwas Ungewöhnli­ches. Pfarrer Reiner Spiegel, der sonst Insassen des Gefängniss­es betreut, forderte auf: „Kenne Knatsch ongermange­r – jetzt jäwe mer ons all de Hangk“. Überall auf den Bänken gab es kräftiges Händeschüt­teln bei Menschen, die sich gar nicht kannten. Sogar zum Klatschen forderte Pfarrer Spiegel auf. Das hätte er gar nicht tun müssen. Denn die Gemeinde war auch so nach der Kommunion angetan vom wunderbar glockenhel­len Gesang des Kammerchor­s „ars cantandi“. Eindrucksv­oll klang vor allem Mozarts berühmtes „Ave verum“. Ein Problem gab es in der Basilika aber: Die Predigt von Pfarrer Spiegel wurde in den Kirchenbän­ken kaum verstanden. Die schlechte Mikronphon­anlage stört die Besucher der Altstadtki­rche schon lange. Sie wird bald durch eine wesentlich leistungsf­ähigere Anlage ersetzt.

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Pfarrer Reiner Spiegel, der normalerwe­ise Insassen des Gefängniss­es betreut, hielt die Predigt in St. Lambertus.

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