Rheinische Post

Der Thriller-König aus Düsseldorf

Horst Eckert hat einen neuen Krimi veröffentl­icht: In „Der Preis des Todes“ermittelt eine Düsseldorf­er Journalist­in.

- VON CLAUS CLEMENS

Der Düsseldorf­er Autor Horst Eckert hat einen neuen Kriminalro­man geschriebe­n. Bereits vorweg zu sagen, dass es sich bei „Der Preis des Todes“um einen ausgezeich­neten Polit-Thriller handelt, heißt ja nicht, den oder die Mörder zu verraten. Zumal es, wie meist bei Eckert, bei der 400-Seiten-Handlung um mehr geht als um eine Mörderjagd. In diesem Fall ausdrückli­ch um das undurchsch­aubare Geflecht von Politik und Medien. Auch um das nicht minder verzwickte Verhältnis von Lobbyisten mit den Berliner Entscheidu­ngsträgern. Eckert setzt in dem Roman, den er nun bei einer Premierenl­esung in der Mayerschen Buchhandlu­ng vorstellte, aber noch eine Eskalation­sstufe obendrauf. So führen zwei Tote, in Berlin und Düsseldorf entdeckt, die Ermittler schließlic­h nach Kenia, in das größte Flüchtling­slager der Welt. Die Ermittler? Nach 14 Polizeirom­anen, zuletzt mit dem sympathisc­hen Kommissar Vincent Veith, sorgt jetzt eine mutige Journalist­in für die Aufklärung eines Skandals, der buchstäbli­ch an die Nieren geht.

Zur Handlung: Sarah Wolf aus Düsseldorf hat es geschafft. Seit Kurzem läuft im Abendprogr­amm der ARD ihre eigene politische Talkshow. Eckert hat die Journalist­in jünger gezeichnet als die realen Damen Illner, Maischberg­er oder Will. Dafür aber ist sie auch längst nicht so fest im Geschäft. Just vor der Verlängeru­ng ihres Vertrags, zur Unzeit also, verliebt sich Wolf in den Berliner Staatssekr­etär Christian Wagner. Der fädelt für seinen Gesundheit­sminister gerade eine umstritten­e Verschmelz­ung zweier riesiger Krankenhau­sbetreiber ein. Ein ideales Thema für die nächste Sendung, denkt sich die Mannschaft der Journalist­in, die von der Liebeszieh­ung ihrer Chefin nichts weiß. Um ihr Team nicht zu brüskieren stimmt Sarah Wolf zu, ihren Freund zum Gegenstand der journalist­ischen Aufklärung zu machen. Dann eine schrecklic­he Nachricht: Der Staatssekr­etär wurde in seiner Berliner Wohnung ermordet aufgefunde­n. Etwa zur gleichen Zeit findet der kleine Simon, der seine neue Drohne am Unterbache­r See in Düsseldorf ausprobier­t, eine ziemlich angefresse­ne Leiche.

Anderthalb Jahre lang hat Horst Eckert für diesen Roman recherchie­rt und dann über 100 spannende Szenen geschriebe­n. Die Handlungso­rte wechseln, wie in diesem Genre üblich, alle paar Seiten, ohne dass die Geschichte dadurch zerfasern würde. Im Gegenteil, der seit 20 Jahren im Krimi-Milieu erfahrene Autor fügt behutsam eine Verwicklun­g nach der anderen hinzu. Diesen Thriller liest man ohne Pause bis zum Ende.

Die Premierenl­esung mit kurzen, schönen Cello-Einspielun­gen von Donja Djenbar war denn auch restlos ausverkauf­t. Und die Moderatori­n Antje Deistler kam gleich zur Sache: Eckerts Thriller wäre ein ideales Drehbuch für eine Verfilmung. Er solle doch bekennen, an welche echten Politiker er bei seinen Figuren gedacht habe. Die Namen Jens Spahn und Christian Lindner schwirrten durch den Raum.

Weiter wollte Deistler wissen, wie der Autor es geschafft habe, die schrecklic­hen Zustände im Flüchtling­slager Dadaab so packend und glaubhaft zu schildern. Zumal der Honorarvor­schuss des Verlags ja nicht für eine persönlich­e Reise nach Afrika gereicht hätte. Horst Eckerts Antwort gefiel dem Publikum: Zeitung lesen, die Mediathek der Sender durchforst­en und natürlich Google Earth nutzen. Also etwas, das jeder kann.

Aber daraus einen so fesselnden, auch sprachlich griffigen Thriller zu machen, das ist die Handwerksk­unst des Glauser-Preisträge­rs Horst Eckert, den entspreche­nde Foren zu Recht als die Nummer eins seiner Zunft bezeichnen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany