Rheinische Post

Den Drachen spielt in der Rheinoper ein Dampf-Pflug

Das Team der bevorstehe­nden „Siegfried“-Premiere gab Einblicke in die Produktion.

- VON NICOLE LANGE

Wenn Ihnen ein Opernabend mit Wagner irgendwie ein Angang ist, weil’s ja – so schön es ist – oft auch lang wird, dann denken Sie vielleicht beim nächsten Mal an Felix. Er ist der Sohn des Düsseldorf­er Generalmus­ikdirektor­s Axel Kober, und als der Junge vier Jahre alt war, sah er erstmals in der Oper das „Rheingold“. Während des Schlussapp­lauses habe sich der Sohn an die Mutter gewandt, berichtet Kober schmunzeln­d: „So Mama, jetzt ist Pause, dann kommt ,Siegfried’.“Da frage man sich, fügt er hinzu, warum man Kindern immer die „Zauberflöt­e“zeige; immerhin biete „Siegfried“vieles von dem, was Kin- der spannend finden, Helden und Drachen. Allerdings gibt es hausintern auch andere Meinungen: Die Oper jedenfalls gibt als Altersempf­ehlung für den (fünfstündi­gen) „Siegfried“-Abend auf ihrer Internetse­ite 16 Jahre an.

Die Anekdote war Teil eines Gesprächsa­bends, der wenige Wochen vor der Düsseldorf­er Premiere des „Siegfried“(7. April) viele Beteiligte im Heine-Haus zusammenbr­achte. Mit Kober am Tisch saßen etwa Regisseur Dietrich W. Hilsdorf (nach einer sechsstünd­igen Probe), Bühnenbild­ner Dieter Richter, Kostümbild­nerin Renate Schmitzer und Dramaturg Bernhard F. Loges. Eingeladen hatten sie auch Literaturw­issenschaf­tler Jochen Hörisch. Der hat das Wagner-Buch „Weibes Wonne und Wert“geschriebe­n, und so wurde mächtig miteinande­r debattiert. Über die Komik des „Siegfried“beispielsw­eise (klar vorhanden), die Frage, ob in einer Komödie jemand sterben darf (offenbar ja) – und die Frauen bei Wagner. Hörisch attestiert dem Komponiste­n, er habe den weiblichen Tiefsinn geschätzt, Hilsdorf findet Wagners Frauenbild schlicht „zum Kotzen“.

„Siegfried“ist der dritte Teil von Wagners „Ring“-Tetralogie, an sich ist man also schon in der zweiten Hälfte, analysiert Hilsdorf: „Wobei die Stücke länger und schwierige­r werden. Also kommt jetzt die größere Hälfte.“Zumal der Regisseur auf eine nicht eben kraftspare­nde Me- thode setzt, mit seinem Ensemble bei jeder Probe das Stück hinterfrag­t, durchforst­et: „Die Oper ist gerade ein Institut zur Erforschun­g des ,Ring’“, sagt er. Was herauskomm­t, wird erst bei der (ausverkauf­ten) Premiere zu erfahren sein. Ein Detail verriet Hilsdorf aber: Der „Fafner“– der Drache, den Siegfried tötet – wird kein furchterre­gender Lindwurm sein, sondern ein Dampf-Pflug. Der Regisseur hat ihn in einem Museum gefunden, Bühnenbild­ner Richter hat ihn nachgebaut. Und wie soll man so einen erlegen? Hilsdorf: „Das müssen wir sehen. Wir proben das morgen.“

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