Rheinische Post

Ein Arminia-Fan und wie er die Fortuna sieht

Vor dem Spiel gegen Bielefeld erzählt ein Anhänger, warum er seinen Verein so mag. Fan-Liebe gibt es hier wie da.

- VON SEBASTIAN LATZEL

Freitag live in die Düsseldorf­er Arena zum Spiel von Fortuna gegen Arminia? Schaffe ich leider nicht. Ein blöder Termin für jemanden, der arbeiten muss. Aber vielleicht ist das auch gut so: Denn mit Grausen denke ich an das Spiel in der vergangene­n Saison zurück, als ich in Begleitung grinsender Fortuna-Fans erleben durfte, wie Arminia 0:4 unterging und anschließe­nd erst einmal der Trainer entlassen wurde.

Eineinhalb Jahre später ist irgendwie alles anders. Arminia war sogar mal Tabellenfü­hrer, ist aktuell Fünfter und hat bereits mehr Punkte als am Ende der vergangene­n Saison. Doch ich schaue eher auf den Abstand nach unten als auf den Rücktand nach oben zu Teams wie Fortuna. Zwei Niederlage­n, schon könnte es wieder ungemütlic­h werden.

Bei Fortuna fallen jedem Arminen sofort die Stichworte Georg Koch und Norbert Meier ein. Beide sind in den Clubs legendär. Ich persönlich denke auch noch an Otto Rehhagel, der mir aber nicht besonders gut in Erinnerung blieb. Beim Pokalspiel von Arminia beim TuS Xan- ten hielt ich dem Trainer stolz mein Autogrammh­eft hin: vergeblich. Rehhagel stieß mich zur Seite und eilte in die Kabine. Was habe ich mich gefreut, dass er wenig später zur Fortuna wechselte. Wir bekamen quasi im Tausch dafür HansDieter Tippenhaue­r von den Düsseldorf­ern. Mit dem gelang Arminia 1980 der Bundesliga-Aufstieg.

Da war ich seit etwa drei Jahren Fan. Um mich war es geschehen, als mein Onkel Norbert mich mit auf die Alm nahm. Arminia gegen Wacker 04 Berlin hieß das Spiel am 9. April 1977. Die Tribüne aus Holz, das Stadion halbleer, es war kalt, das Spiel endete 0:0. Aber Arminia hatte mich gepackt. Warum? Keine Ahnung. Am Spiel kann es nicht gele- gen haben. Später las ich bei Nick Hornby, dass nicht der Fan sich den Verein aussucht, sondern der Verein den Fan. An dem Tag hatte mich offenbar Arminia ausgesucht. Und ließ mich nicht mehr los. In der FanAchterb­ahnfahrt erlebte ich Spiele gegen Bayern, Bochum, Bocholt. Ich erlebte, wie Arminia es schaffte, in der Relegation gegen 1860 das Heimspiel 4:0 zu gewinnen, um das Rückspiel 0:4 zu verlieren. Autor Michael König hat die Verbundenh­eit mit Arminia mal mit Wasserfolt­er verglichen: Du weißt nie, wann der nächste Tropfen auf den Kopf fällt.

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Sebastian Latzel hat mit dem Verein harte Zeiten durchgemac­ht.

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