Rheinische Post

Fahrräder und Sofas im Hafenbecke­n

Beim Dreck-weg-Tag schafften freiwillig­e Helfer Mengen an Unrat beiseite. Besonders erstaunt waren sie, als Taucher Kinderwage­n und sogar einen Rollstuhl aus dem Hafenbecke­n holten. Die Müll-Moral der Düsseldorf­er ist schlecht.

- VON TINO HERMANNS

Beim Dreck-weg-Tag schafften freiwillig­e Helfer Mengen an Unrat beiseite.

Ungläubige­s Erstaunen zeichnete sich auf den Gesichtern ab. Jacques Ragot, Christoph Cenazewicz, Michael Keren, Uwe Haase und Jochen Schuld förderten ein Fahrrad nach dem anderen, eine komplette Rattan-Sitzgarnit­ur mit drei Sesseln, zwei Sofas und drei Stühlen, Pflanzkübe­l, Ghettoblas­ter, viel Kleinkram und sogar einen Kinderwage­n sowie einen Rollstuhl aus dem alten Hafenbecke­n. Die fünf sind Mitglieder der Düssel-Taucher und waren zum Frühjahrsp­utz beim Dreck-weg-Tag ins Wasser rund um den „Aalschocke­r“gesprungen. „Wir sind froh, dass wir nicht auch noch den Insassen des Rollstuhls oder des Kinderwage­ns gefunden haben“, meint Düssel-Taucher-Vorsitzend­er Klaus Eduard Dausch. „Wenn ich das so sehe, frage ich mich natürlich, auf welche blöden Ideen muss man kommen, um diesen ganzen Dreck ins alte Hafenbecke­n zu werfen.“

Auch die Müllwerker der Gesellscha­ft für Abfallwirt­schaft und Stadtreini­gung (Awista), die den gesammelte­n Unrat aus dem Hafenbecke­n endgültig und fachgerech­t entsorgen sollten, machten große Augen. Sie bestellten bei den Kollegen in der Zentrale erst einmal einen Sperrmüllw­agen, denn diese Mengen konnten nicht mit ihrem Pritschenw­agen abtranspor­tiert werden. „Wir haben uns gedacht, das da unten so viel Schrott liegt. Vor drei Jahren haben wir beim Dreckweg-Tag schon mal den Kö-Graben gereinigt. Das Ergebnis war ähnlich“, so Dausch.

Offensicht­lich hat sich in der Müll-Moral der Düsseldorf­er nicht vieles zum Positiven geändert. „Wir haben mehr Müll gefunden, als wir gedacht haben“, erläutert Michael Mayr. Er hatte mit seiner Geocaching-Gruppe auf den Gerresheim­er Höhen Unrath identifizi­ert und eingesamme­lt. Zum Vorschein kamen Waschbecke­n, Autoreifen, Fernseher, Plastikwan­nen, ein komplettes gebrauchte­s Maler-Equipment mit Farbeimern und Pinseln sowie meterweise Kabel. „Beim Geocachen sind wir ständig in der Natur und sehen, wo die Müllecken sind. Wir haben unsere Reinigungs­strecke für den Dreck-weg-Tag extra daran orientiert“, so Mayr. „Was ich nicht verstehe, ist, welchen Aufwand einige Leute betreiben, um sich von ihrem Müll zu trennen, der von der Awista an den Recyclingh­öfen kostenlos angenommen wird.“Die Geocacher säuberten den Wald nördlich des Gerresheim­er Friedhofs bis hoch zum Funkturm. Um da hin zu kommen muss man schon kilometerw­eit fahren und laufen.

„Bei uns in Rath ist es sauberer geworden“, behauptet hingegen Jupp Becker. Er ist einer der „Müll-Detektive“, die im Namen der Bürgerinit­iative „Rath und Tat“, den Dreckweg-Tag zum Dreck-weg-Jahr umformulie­ren. Die Mülldetekt­ive spüren in ihrem Viertel unter dem Motto „Kein Unrat in Rath“vermüllte Schmuddele­cken auf und informiere­n die Awista. Diese Aktion hat sich inzwischen in Rath herumgespr­ochen. „Ich bekomme um die 20 Anrufe pro Tag, in denen mich Leute informiere­n, wo unrechtmäß­ig Müll deponiert wurde. In der Regel ist der Dreck durch die Awista nach 24 Stunden beseitigt“, so Becker. Beim Dreck-weg-Tag war die Rather Initiative selbstvers­tändlich mit dabei.

Auch die Kommune ist in Sachen Stadtsaube­rkeit aktiv geworden und hat eine Kampagne aufgelegt. Die gipfelt darin, Containers­tandorte, die immer wieder unrechtmäß­ig vermüllt werden, unter die Erde zu verlegen.

Zudem nimmt die Stadt mit ihrem Servicetel­efon (0211-8925050) und der Email-Adresse „stadtsaube­rkeit@duesseldor­f.de“Hinweise zu vermüllten Stellen entgegen. Die Awista hat eine Smartphone-App entwickelt, über die man beispielsw­eise auch vermüllte Containers­tandorte melden kann.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN BAUER ?? Dreck-weg-Tag 2018 im Alten Hafenbecke­n in der Altstadt. Klaus-Eckard Dausch (l.) und Uwe Haase mit Rollstuhl, Stehtisch und Kinderwage­n.
RP-FOTO: JÜRGEN BAUER Dreck-weg-Tag 2018 im Alten Hafenbecke­n in der Altstadt. Klaus-Eckard Dausch (l.) und Uwe Haase mit Rollstuhl, Stehtisch und Kinderwage­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany