Rheinische Post

Die Düsseldorf­er SPD erneuert sich – zumindest ein bisschen

Hoch emotional diskutiert­en die Genossen über Veränderun­gen in der Partei. Radikale Anträge kamen nicht durch. Der Gesprächsb­edarf ist nach den Wahlschlap­pen aber groß: Im April geht es weiter.

- VON LAURA IHME

Die Luft ist stickig, die Currywurst längst aufgegesse­n und der Redebedarf groß bei den Sozialdemo­kraten am Samstagnac­hmittag in der Aula der Heinrich-Heine-Gesamtschu­le. Schon seit einer Stunde diskutiert die Partei über einen Antrag der Jusos zur strukturel­len Erneuerung der SPD: Statt Delegierte­n sollen künftig alle Mitglieder auf Parteitage­n sprechen und abstimmen dürfen. Mehr Basis also. Die Debatte ist emotional – wie so vieles auf diesem Parteitag.

„SPD Düsseldorf erneuern!“lautet der Titel des Parteitags, auf dem Programm stehen geschlagen­e 54 Anträge zu inhaltlich­en und strukturel­len Veränderun­gen in der Partei – auf Stadt-, Landes- und Bundeseben­e. Schon früh wird deutlich: Dieses Programm ist binnen eines Tages nicht abzuarbeit­en. Denn die Stimmung in der Düsseldorf­er SPD ist – wie in ganz Deutschlan­d – nach dem tiefen Fall bei der Bundestags­wahl und dem Krimi um eine Neuauflage der Großen Koalition angespannt.

„Wir wissen nicht, ob es die SPD in ein paar Jahren in ihrer jetzigen Form noch geben wird“, sagt Oliver Schreiber, als er den ersten inhaltlich­en Antrag aus der Feder seines Ortsverban­des in Flingern vorträgt. Enthalten darin: Zehn Forderunge­n für eine sozialere Politik der SPD wie ein höherer Mindestloh­n von 12,50 Euro pro Stunde, eine Bürgervers­icherung, aber auch die Forderung, dass öffentlich­es Eigentum nicht verkauft wird, wie es vielerorts (und auch in Düsseldorf immer wieder) geschieht. Der Antrag wird von den Delegierte­n – 171 von 210 sind gekommen – angenommen. So wie die anderen inhaltlich­en Anträge.

Hoch emotional wird es im zweiten Teil des Parteitags, als es um die Struktur der SPD geht. Dazu gehört der Vorstoß der Jusos, auf Parteitage­n alle Mitglieder entscheide­n zu lassen. Mehr als eine Stunde lang appelliere­n die jungen Sozialdemo­kra- ten dafür, dass mehr Basisdemok­ratie die SPD insgesamt stärken könne. Kritiker wie Marion Warden aus dem Vorstand warnen, dass ohne Delegierte die Verbindlic­hkeit, zum Parteitag zu kommen, fehle. Andere sind der Ansicht, die Ortsverein­e könnten geschwächt werden. Sie warnen auch, dass künftig jeder, dem ein Antrag wichtig sei, einfach für Mehrheiten sorgen könne – indem er möglichst viele Gleichgesi­nnte mitbringt. Die Jusos argumentie­ren, „dass es uns nicht um Mehrheiten, sondern um Möglichkei­ten zur Beteiligun­g geht“, sagte Juso-Chef Thomas Peußer. Am Ende gibt es für diesen Antrag keine Mehrheit – wohl aber für den Vorstoß, generell über Parteitage dieser Art nachzudenk­en.

Am Ende scheitern alle radikalen Ansätze zur Modernisie­rung der Partei, wie etwa, dass jeder fünfte Kandidat für den Stadtrat unter 35 sein soll. „Ich deute das so, dass wir eben schon eine sehr moderne SPD in Düsseldorf sind und deshalb auch an gewissen Regelungen festhalten“, sagt Düsseldorf­s SPD-Chef Andreas Rimkus als Bilanz. Juso-Chef Thomas Peußer sieht das anders: „Inhaltlich gab es Mut zur Veränderun­g, strukturel­l fehlte er.“Aber auch in dem Bereich gibt es kleine Veränderun­gen: Zwar sollen Parteiamt und Mandat – wie bei Parteichef Rimkus, der auch Bundestags­abgeordnet­er ist – nicht getrennt werden. Auf den Parteitage­n im Bund und Land sollen Düsseldorf­er Abgeordnet­e aber keine Delegierte­n mehr sein, um Interessen­skonflikte zu vermeiden.

An dieser Stelle meldet sich der Vorsitzend­e zu Wort – er wertet den Vorstoß auch ein Stück als Vorwurf gegen sich: „Ich wollte deutlich machen, dass ich mich nicht korrumpier­en lasse. Das habe ich auch in jüngster Zeit sehr deutlich gemacht als Gegner der Groko“, sagt er.

Um 16 Uhr endet der Parteitag. Weniger als die Hälfte der Anträge ist abgearbeit­et. Am 13. April geht es weiter.

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Die Delegierte­n der Düsseldorf­er SPD beim Parteitag in der Heinrich-Heine-Gesamtschu­le.

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