Rheinische Post

Wenn aus Schülern kleine Artisten werden

Schützen und Fördervere­in ermögliche­n das Projekt der Bilker Martin-Luther-Schule.

- VON SVEN-ANDRÉ DREYER

Skeptisch betrachten Vincent und Marvin (beide 10) die auf einer Decke liegenden Glasscherb­en, dann jedoch legen sich die Schüler unter Anleitung von Zirkusdire­ktorin Marianne Richter vorsichtig und mit freiem Oberkörper darauf. Ein breites Grinsen macht sich auf den Gesichtern der Schüler breit, denn natürlich bleiben sie unverletzt.

„Neben der Förderung motorische­r Fähigkeite­n hat das, was wir hier trainieren, nicht zwingend etwas mit Sprache zu tun“, erklärt Richter. Neben der Stärkung des Gruppengef­ühls werde somit eine Integratio­n auch für jene Schüler möglich, die einen Migrations­hintergrun­d haben, meint die Leiterin des Mitmach-Zirkus Oskani. Der gastierte in der vergangene­n Woche auf dem Festplatz an der Fleher Straße und trainierte dort mit sechs Artisten die 196 Schüler der evange- lischen Martin-Luther-Schule an der Gotenstraß­e in Bilk. Geübt wurden die Jonglage mit Bällen und Reifen genauso wie das Lassowerfe­n oder der Seillauf am Trapez. Und auch das Einstudier­en humorvolle­r Sketche durch Clowns war ein fester Bestandtei­l der außergewöh­nlichen Projektwoc­he.

Alle vier Jahre ermöglicht die Schule ihren Kindern die Zirkuswoch­e. „Dabei stärkt eine Teilnahme das Selbstbewu­sstsein eines jeden Kindes“, sagt Schulleite­rin Linda Hennemann (41). Viele Schüler können so zum Beispiel bislang verborgene Talente entdecken und bei der Aufführung vor großem Publikum unter Beweis stellen. „Ein Schritt, der zwar viel Mut erfordert, dafür aber mit großem Applaus belohnt wird.“

Finanziert wird das Projekt durch den Fördervere­in der Schule. Während der Fleher Schützenve­rein den Festplatz inklusive Toilettena­nlage zur Verfügung stellt, fallen rund 8000 Euro für die Arbeit mit dem Zirkus an. Hinzu kommen Nebenkoste­n für Strom und Heizöl sowie den Aufbau der Infrastruk­tur. „Etwa die Hälfte der Kosten kann über den Kartenverk­auf refinanzie­rt werden“, sagt Rolf Boesch (43), Vorsitzend­er des Vereins, der die Besonderhe­it des außerschul­ischen Lernens hervorhebt. „Die Wissensver­mittlung wird hier einmal nicht von Lehrern, sondern von Artisten übernommen.“

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Nagelbrett und Feuerspuck­en: Raimon leitet die Fakir-Gruppe. Hier zeigt er Vincent (10), dass er keine Angst vor Feuer haben muss.

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