Kommt das Aus der RRX-Einhausung?
Der Rat entscheidet am Donnerstag, ob die Bürgeridee für Angermund weiter geprüft wird. Es deutet sich eine Mehrheit dagegen an – die Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Worum es im langen Streit im Norden geht.
Der Rat entscheidet am Donnerstag, ob die Bürgeridee für Angermund weiter geprüft wird. Es deutet sich eine Mehrheit dagegen an.
Die Debatte um den Lärmschutz bewegt Angermund. Am Donnerstag muss sich der Stadtrat positionieren. Das sind die Infos: Worum dreht sich der Konflikt? Das neue Zugsystem Rhein-Ruhr-Express (RRX) soll die Großstädte der Region in engerem Takt und mit kürzerer Fahrzeit verbinden. Die Trasse durch den Düsseldorfer Norden soll dafür von vier auf sechs Gleise erweitert werden. Für die Anwohner hat das Vor- und Nachteile. Einerseits wird der Verkehr zunehmen, andererseits fällt der Bestandsschutz für die Strecke weg – erstmals überhaupt muss die Bahn daher für Lärmschutz sorgen. Geplant sind vier Meter hohe Wände an beiden Seiten der Strecke. Die Bürgerinitiative fordert stattdessen, dass die Gleise unter die Erde verlegt werden. Vor einem Jahr gab der Stadtrat ein Gutachten zu dieser sogenannten Einhausung in Auftrag. Das liegt nun vor. Was schlägt die Stadtspitze vor? Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) wollte schon damals, dass der Rat die Einhausung verwirft. Er und die städtischen Verkehrsplaner fühlen sich durch das neue Gutachten bestätigt. Die Wände (Kosten: 75 Millionen Euro) würden demnach bereits für 79 Prozent der betroffenen 1751 Wohneinheiten den ge- setzlichen Schutz bieten. Bei der Einhausung wären es 93 Prozent. Damit wären nur 244 weitere Einheiten geschützt. Der Preis dafür wäre hoch: Eine Einhausung, die aus dem Boden ragt, würde laut den Gutachtern rund 400 Millionen Euro kosten, eine geländegleiche Lösung sogar 750 Millionen Euro. Dazu kämen viel längere Arbeiten. Die Verwaltung schlägt vor, die Bahnvariante zu akzeptieren. Was fordert stattdessen die Bürgerinitiative aus Angermund? Sie möchte erreichen, dass die Einhausung zunächst detaillierter geplant wird. Bislang sei noch keine „sachgerechte“Entscheidung möglich. Die Initiative bezweifelt, dass die Kosten wirklich so hoch wären. Zudem warnt sie davor, dass die Wände für einen echten Schutz nicht ausreichten. Angesichts der riesigen Bedeutung für Angermund dürfe man die aussichtsreiche andere Variante jetzt noch nicht aufgeben. Wie positionieren sich die Fraktionen? Die SPD will die Bahn-Variante akzeptieren, auch die Ampel-Partner Grüne und FDP sollen dafür offen sein. Es laufen nach Informationen unserer Redaktion Gespräche über einen gemeinsamen Änderungsantrag. Er sieht vor, dass der Rat zwar die Bürgeridee nicht weiter prüfen lässt, aber zugleich zum Ausdruck bringt, dass die Bahn bei ihrer Planung nachbessern muss. Ent- schieden ist noch nichts: Schwierig ist die Debatte insbesondere bei den Liberalen. Ein – aus Zeitgründen nicht behandelter – Antrag für den Parteitag sah vor, doch die Einhausung zu fordern. Die CDU will sich heute äußern. Sie zeigte sich zuletzt offen für weitere Prüfungen. Die Linke ließ noch nichts verlauten. Welchen Einfluss hat die Stadt? Da der RRX ein Bundesprojekt ist, geht es formal nur um ein Signal nach Berlin. Versagt der Rat die Unterstützung, hat die Einhausung aber aller Voraussicht nach keine Chance mehr. Falls der Rat eine weitere Prüfung will, müssen Gespräche mit Bahn und Bund geführt werden – auch darüber, wer bezahlt.