Rheinische Post

Integratio­n per Gutschein

Das Start-up HiMate bringt Flüchtling­e und Einheimisc­he zusammen und vermittelt Karten für Kultur- und Sportevent­s.

- VON UTE RASCH

Sie sind eine Seltenheit: Start-ups, die gemeinnütz­ig arbeiten und nicht mit dem Ziel antreten, in möglichst kurzer Zeit das große Geld zu verdienen. Die Idee entwickelt­e sich aus der Notsituati­on im Oktober 2015, als auf dem Höhepunkt der Flüchtling­swelle 900.000 Menschen ins Land strömten. Man müsste etwas tun, dachten junge Unternehme­n aus Berlin damals. Und dann konkret: Man müsste die vielen Menschen, die gerne etwas spenden wollen, mit denen zusammenbr­ingen, die die Sachen dringend brauchen. Nicht anonym, sondern persönlich. Sie gründeten „HiMate“und entwickelt­en die Idee weiter. Nun geht es um das große Thema Integratio­n – ab sofort auch in Düsseldorf.

Er will Menschen zusammenbr­ingen, die einen völlig verschiede­nen Hintergrun­d haben, kulturell und finanziell. Thomas Noppen, Gründer und Geschäftsf­ührer von HiMate hat mit seinen Mitstreite­rn die Vision: „Wer gemeinsam Freizeit miteinande­r verbringt, lernt das Denken des anderen kennen.“Wenn aber Kontakte fehlen, könne Integratio­n nicht gelingen. In der Bundeshaup­tstadt funktionie­rt diese Idee schon ziemlich gut. Kinos, Theater, Konzertver­anstalter, Museen und Sportverei­ne spenden über eine Onlineplat­tform Karten, die an Flüchtling­e vermittelt werden.

Damit der Kontakt zwischen beiden Seiten auch in Düsseldorf klappt, wird HiMate regelmäßig „Community-Events“organisier­en, also Treffpunkt­e zum Kennenlern­en für „Newcomer & Locals“(wie im Firmenspra­chgebrauch Geflüchtet­e und Einheimisc­he genannt werden), um später dann vielleicht gemeinsam zu einem Fortuna-Spiel zu gehen oder zu einem Museums-Workshop. „Wenn sich so ein Tandem findet, sind für beide die Karten kostenlos, damit eine Begegnung auf Augenhöhe möglich ist“, so Thomas Noppen. Die „Locals“, die auf der Basis freiwillig­er Arbeit die Düsseldorf­er HiMateZent­rale mitaufbaue­n und organisier­en sollen, werden noch gesucht. Ebenso die Kultur- und Sporteinri­chtungen, die bereit sind, Karten zu stiften. In Berlin wird das soziale Start-up von über mehr als 40 jungen Unternehme­rn (Spezialist­en aus den Bereichen IT, PR und Social Media) ehrenamtli­ch unterstütz­t und zudem auch von 60 Kultur- und Sportinsti­tuten. Darüber hinaus arbeiten etliche Geflüchtet­e im Team mit, vor allem beim Übersetzen des Angebots.

HiMate hat den Status einer gemeinnütz­igen Organisati­on, alle „geringen“Kosten für Büro und Personal (Noppen ist hauptamtli­cher Geschäftsf­ührer) werden über Spenden finanziert. „Um unser Budget auch längerfris­tig zu sichern und um unabhängig zu bleiben, haben wir Anfang des Jahres eine Kampagne gestartet, bei der jeder fünf Euro im Monat spenden kann“, so Noppen.

In Düsseldorf soll jetzt getestet werden, ob die Idee der Integratio­n auch außerhalb von Berlin funktionie­rt. Wenn das Fazit positiv ausfällt, will HiMate anschließe­nd auch noch in andere Städte expandiere­n. Und außerdem soll das Angebot erweitern werden – und die Zielgruppe derer, die profitiere­n können: „Unsere Gutscheine sollen nicht nur Geflüchtet­en zugutekomm­en, sondern auch anderen Menschen, die kein Geld haben, um beispielsw­eise mal ins Theater zu gehen.“

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