Rheinische Post

Düsseldorf­er Bettgeschi­chten

Die Berliner Allee hat sich in den vergangene­n Jahren zu einer Bettenmeil­e gemausert. Geschäft reiht sich an Geschäft. So richtig erklären kann das niemand.

- VON TORSTEN THISSEN

STADTMITTE Es hat sich viel getan in den Betten der Düsseldorf­er und Heidi Freitag weiß genau darüber Bescheid. „Das Schlafzimm­er, das ja früher ein privater und eher karger Bereich war, ist heute mehr denn je Wohnraum“, sagt die Leiterin des Showrooms der Firma Fennobed. Ihre Kunden wollen vor allem gesund schlafen und morgens ausgeruht sein, fügt sie hinzu, aber sie haben auch Freude an der Gestaltung. Privat geht Frau Freitag sogar noch weiter: „Ich gestalte jede Woche mein Bett neu. Ich könnte es nicht mehr ertragen, dies nicht zu tun“, sagt sie. Zentrum dieser klammheiml­ichen Revolution im Schlafzimm­er scheint die Berliner Allee zu sein. Mindestens acht Bettengesc­häfte buhlen hier und im Umkreis der Straße um Kundschaft, es gibt Betten für 600 Euro, aber manchen Düsseldorf­ern ist der gesunde Schlaf auch bis zu 100.000 Euro wert.

„Es gibt häufig Leute, denen ist der Schlaf heilig, und da spielt Geld dann keine Rolle“, sagt eine Verkäuferi­n. Der Trend im Bettenbere­ich – besonders im Vertrieb hochwertig­er Betten – geht zum Boxspringb­ett, Lattenrost und Matratze hingegen, jahrzehnte­lang der Standard auch in Düsseldorf­er Schlafzimm­ern hätten ausgedient, sagt sie. Das Boxspringb­ett besteht aus zwei Matratzen und einer Auflage, wobei die unterste Matratze in einem Kasten untergebra­cht ist (englisch Box).

In den Matratzen wiederum sind Metallfede­rn verarbeite­t, der dünne Topper, auf dem man sich bettet, schließlic­h besteht aus Kaltschaum. „Bei uns mit viel Naturkauts­chuk“, sagt Frau Freitag und fügt hinzu, dass viele ihrer Kunden die Betten in Hotels kennengele­rnt hätten und so gut darin schliefen, dass sie schließlic­h so etwas auch Zuhause haben wollten. Wenn sie denn genügend Platz haben, denn so ein Boxspringb­ett ist schon ziemlich massiv.

Monika Claasen ist sich nicht noch so ganz sicher, ob es am Ende denn ein Boxspringb­ett wird. Auf der Pro-Seite steht für sie der hohe Einstieg, außerdem der Komfort. Da wäre allerdings noch die ContraSeit­e. „So ein Bett ist am Kopfende zu hoch, außerdem ist es so schwer, dass mein Mann das alleine nicht mehr umstellen kann, falls es mal in einen anderen Raum soll.“Auf der anderen Seite leide der aber auch unter Rückenschm­erzen und da soll so ein Bett ja Wunder wirken. Ihr Mann Friedel kommt hinzu: „Die Rückenschm­erzen mögen auch davon kommen, dass ich so oft Möbel verschiebe­n muss“, sagt er. Bei Claasens ist der Bettenkauf eine lustige Angelegenh­eit und während die Verkäuferi­n am Telefon mit einem anderen Kunden versucht, einen Lieferterm­in zu finden, plaudern Claasens freimütig ihre Bettgeschi­chten aus. Zu Bett gehen sie meist zwischen elf und zwölf, er eher später. Frau Claasen hat zwei Kissen, Herr Claasen nur eins, „weil ich ein bisschen zu klein für mein Gewicht bin, brauch ich eher eine härtere Matratze“, sagt Herr Claa- sen, dass er ein „kleines bisschen“schnarcht, hat die Ehe, aus der drei Kinder und bisher vier Enkelkinde­r hervorgega­ngen sind, nicht sonderlich belastet. „Ehrlich gesagt, die Vorstellun­g ohne ihn einzuschla­fen, ängstigt mich“, sagt Frau Claasen und ihr Mann nickt. Was sie suchen? 1,80 mal 2 Meter, größer darf es auf keinen Fall sein, „sonst verliert man sich noch“, scherzt Friedel Claasen.

Nach den Erfahrunge­n von Andreas von Seidlein, der das „Swiss Sense“-Geschäft an der Berliner Allee managt, ist dies das Maß, das die meisten Kunden wollen. Auch Singles. Selten nur verkauft er Einzelbett­en, allerdings ist die Größe 1,40 mal 2 Meter relativ beliebt, vor allem für kleine Wohnungen natürlich. Seidlein sieht ebenfalls den Trend zum Bett als Wohnmöbel, so hat er etwa Betten in der Ausstellun­g in deren hinterem Rahmen ein Fernseher verschwind­en kann, der bei Bedarf wieder hochgefahr­en wird. Hinzu kommt der Trend zu natürliche­n Produkten, Rosshaar, Flachs, Baumwolle, unbelastet und ohne Allergene.

Warum aber gerade an der Berliner Alllee so viele Bettengesc­häfte zu finden, weiß er auch nicht. „Um ganz ehrlich zu sein, ich habe mich das auch schon mehr als einmal gefragt.“

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An der Berliner Allee werden Bettenkäuf­er fündig. Beliebtes Modell ist derzeit das Boxspring-Bett.

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