Rheinische Post

Was ändert sich in Sachen Gesundheit­spolitik?

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DÜSSELDORF (usk) Lebenslang­e gute medizinisc­he und pflegerisc­he Versorgung, unabhängig von Einkommen und Wohnort – das verspricht der Koalitions­vertrag von Union und SPD.

So zahlen Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er ab Januar die Beiträge zur gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV) wieder je zur Hälfte. Beim Zahnersatz steigt der Festzuschu­ss für Brücken, Prothesen und Kronen von 50 auf 60 Prozent. Ermittelt wird er aber weiter aus den Durchschni­ttpreisen der sogenannte­n einfachen Regelverso­rgung. Durch ein Sofortprog­ramm sollen 8000 neue Pflegekräf­te in Heimen eingestell­t werden. Die Mehrkosten soll die GKV tragen.

Die Terminserv­icestellen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen sollen künftig unter einer einheitlic­hen Telefonnum­mer von 8 bis 18 Uhr erreichbar sein. Zudem ist geplant, dass nicht nur Termine beim Facharzt- oder Psychother­apeuten vermittelt werden, sondern auch beim Haus- und Kinderarzt. Gleichzeit­ig sollen Kassenärzt­e künftig mindestens 25 (bisher 20) Stunden eine Sprechstun­de anbieten müssen.

Bei Kleinunter­nehmern soll die Basis, auf der die Mindestkra­nkenversic­herungsbei­träge erhoben werden, von 2284 auf 1150 Euro sin- ken. Geschützt werden sollen zudem die Kinder von Pflegebedü­rftigen, die aus ihrer Rente das Heim nicht zahlen können. Die Sozialämte­r, die diese Kosten übernehmen, sollen nur Geld von Kindern zurückford­ern dürfen, die je 100.000 Euro im Jahr verdienen.

Das System aus GKV und PKV soll bleiben. Dafür sollen beide Honorarsys­teme durch eine Kommission bis Ende 2019 geprüft und Vorschläge für ein modernes Vergütungs­system entwickelt werden. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn will, dass Kassenpati­enten genauso schnell einen Arzttermin erhalten wie Privatvers­icherte. Er sieht bei der PKV einen „massiven“Reformbeda­rf. Damit hat Spahn einen Konflikt ausgelöst, denn Ulrich Frank Montgomery, Präsident der Bundesärzt­ekammer, sieht in der Forderung nach einer Angleichun­g der Honorare „eine Bürgervers­icherung durch die Hintertür“. Auch die im Koalitions­vertrag geforderte, bessere Bezahlung von Pflegekräf­ten wird von Sozialverb­änden kritisch gesehen. Es sei nicht klar, wie die Regierung die höheren Löhne realisiere­n wolle. Zudem schätzt beispielsw­eise der Deutsche Pflegerat, dass langfristi­g 100.000 zusätzlich­e Stellen in Krankenhau­s- und Altenpfleg­e nötig sind.

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